Alpendohle (German Edition) by Swen Ennullat

Alpendohle (German Edition) by Swen Ennullat

Autor:Swen Ennullat [Ennullat, Swen]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Mitteldeutscher Verlag
veröffentlicht: 2014-12-20T16:00:00+00:00


XXXIV

Sie hatten Glück, für einen Montag kamen Sie auf den Autobahnen in Richtung Süden ziemlich schnell voran, sodass sie gegen 17 Uhr in Bad Mergentheim eintrafen.

Die Fahrt schien Torben, trotz der mehr als sechshundert Kilometer, durch die Vielzahl der für jede beliebige Geschwindigkeit freigegebenen Strecken, aber vor allem durch die gute Laune von Julia und dem Professor, nicht allzu lang. Die angenehme Stimmung steckte an, und so unterstützte er sogar Julias und Michaels Gesang, als mit „Wonderwall“ von Oasis ein Lied aus ihrer Schulzeit im Radio ertönte.

Das gebuchte Hotel fanden sie an der Unteren Mauergasse und dadurch tatsächlich in unmittelbarer Nähe zur Schlossanlage. Sie entschieden sich dafür, vor dem Einchecken zumindest die ursprüngliche Wasserburg zu besichtigen, um so schon eine erste Vorstellung davon zu bekommen, was sie am nächsten Tag erwarten würde.

Als sie sich in der einsetzenden Dämmerung zu Fuß dem Schlosseingang näherten, war Torben innerlich sehr froh darüber, dass Julia dabei nicht Michaels Hand hielt.

Sie stellten fest, dass ein privater Sicherheitsdienst das Tor zur Anlage sicherte und dafür sorgte, dass nur einigen ausgewählten und höherwertigen Limousinen die Zufahrt zum Schlosshof gewährt wurde. Den Kennzeichen nach stammten sie, mit Großstädten wie Heidelberg, Hamburg und München, aus halb Deutschland.

Torben fragte einen der stiernackigen Herren im schwarzen Anzug, ob denn hier heute etwas Besonderes los sei. Der Angesprochene erwies sich als viel freundlicher, als er aussah, und gab bereitwillig Auskunft, dass im Roten Saal des Schlosses eine geschlossene Veranstaltung der im Gebäude ansässigen Stiftung stattfände. Der Zutritt zu anderen Räumlichkeiten sei davon allerdings nicht betroffen.

Die zahlenden Besucher des Museums konnten im Erdgeschoss die Geschichte des Deutschordens tatsächlich weiter ungestört in Augenschein nehmen, denn eine mit rotem Samt ausgelegte Treppe im klassizistischen Stil führte die Stiftungsgäste in die obere Etage.

Während sich der Professor um Eintrittskarten bemühte und Michael und Julia die Toiletten aufsuchten, nutzte Torben die Zeit, sich in der unteren Etage umzuschauen. Ein Schild wies ihn auf die sogenannte Berwart-Wendeltreppe hin. Es dokumentierte, dass die steinerne Wendeltreppe des inneren Burgturms durch den – wohl zumindest regional bekannten – Baumeister Blasius Berwart konzipiert worden war, der am Bau einiger Burgen im Umland von Würzburg mitgearbeitet hatte.

Einem Impuls folgend, besichtigte Torben die Treppe nicht nur, sondern eilte kurzerhand mit wenigen Schritten nach oben. An ihrem Ende wurde er mit einer quer über den Gang gespannten Kordel konfrontiert, die gewiss dazu diente, die Veranstaltung der Stiftung vor unliebsamen Besuchern abzuschirmen. Allerdings wurde die Absperrung – warum auch immer – hier nicht durch einen der Security-Mitarbeiter gesichert. Torben wäre es ohne Weiteres möglich gewesen, sie zu übersteigen.

Er wollte gerade wieder nach unten gehen, als er am Ende des linken Ganges eine gepflegte Frau mittleren Alters wahrnahm, die ihn an eine bekannte Politikerin erinnerte. Bevor ihm ihr Name einfiel, verschwand sie jedoch schon wieder durch eine zweiflüglige Tür in den dahinterliegenden Raum.

Torben, dessen Neugier geweckt war, schaute sich kurz um, ob ihn auch niemand beobachtete, überwand die Kordel und trat auf den Gang. Nach wenigen Schritten erreichte er die Tür und konnte auf der anderen Seite jemanden sprechen hören.



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