Alissa 04 - Die letzte Wahrheit by Cook Dawn

Alissa 04 - Die letzte Wahrheit by Cook Dawn

Autor:Cook, Dawn [Cook, Dawn ]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Fantasy
ISBN: 978-3-442-26579-4
Herausgeber: blanvalet
veröffentlicht: 2013-01-31T05:00:00+00:00


– 20 –

Einen Tanz!«, rief jemand, und Lodesh lächelte. Es war viel zu lange her, dass er zuletzt die Stimme eines Meisters so ausgelassen und fröhlich gehört hatte. »Spiel uns einen Tanz, Strell. Ein Pfeifer der Feste ist eine großartige Idee! Beso-Ran kann Bier brauen, aber er spielt so schlecht, wie er fliegt.«

Die Übrigen lachten und jubelten, und ihre Sorgen um Alissa waren offenbar von Strells Geschichten über ihre abenteuerlichen Missgeschicke besänftigt worden. Der Pfeifer beherrschte dieses politische Spielchen besser, als Lodesh es ihm zugetraut hätte. Und Strell würde nun ein Tanzlied spielen müssen, wenn er die kollektive gute Laune der versammelten Meister nicht ruinieren wollte. Meister feierten für ihr Leben gern, und Lodesh war sicher gewesen, dass es nur eine Frage der Zeit war, bis sie würden tanzen wollen. Er spürte ein Kribbeln der Vorfreude.

»Alissa«, sagte Lodesh und rutschte wie zufällig ein Stück zur Seite, so dass sein Oberschenkel den ihren berührte. Sie erstarrte, und er wich unauffällig und geschickt zurück. »Es ist mir gleich, was sie von dir denken«, sagte er in belustigtem Tonfall.

»Mir nicht«, flüsterte sie, und ihre Stimme klang distanziert.

»Das ist mir unbegreiflich. Sie sind ein Haufen pompöser, kurzsichtiger, windgieriger, uralter Wichtigtuer«, sagte er und zog einen Krug zu ihnen heran. »Lass mir ein bisschen Zeit, und ich bringe sie auf deine Seite. Ich kann sogar Keribdis umstimmen.« Er füllte seinen Becher auf, trank einen Schluck und brummte zufrieden. »Das ist noch nie jemandem gelungen, außer Redal-Stan.«

Alissa hielt ihm zittrig ihren steinernen Becher hin. Sie hatte ihn vorhin aus ihren Gedanken erschaffen, als er sich geweigert hatte, ihr eines der großen Gläser mit Bier zu füllen. Zu viel Bier machte die Füße langsam, und er wollte so gern mit ihr tanzen.

Lächelnd nahm Lodesh ihr den kleinen Becher aus der Hand und stellte ihn hinter sie auf den Tisch. »Tanzen wir?«, fragte er schelmisch. Er hatte ihre Finger nicht losgelassen und zog nun sacht daran.

»Nein«, sagte sie und sah ihn blinzelnd an. Langsam strich sie sich das Haar aus den Augen und musste die Bewegung wiederholen, damit es hinten blieb. »Ich will schlafen. Wo … wo ist mein Bett?«

Lodesh grinste. »Das ist das Bier«, erklärte er. »Ein flotter Tanz bringt dein Blut wieder zum Fließen. Macht dich wach.« Und erinnert dich an unseren Tanz unter den Euthymien, dachte er bei sich.

»Nein. Ich will schlafen.« Sie blickte über seine Schulter hinweg in die Nacht hinaus.

»Unsinn.« Er stand auf und versuchte sie auf die Füße zu ziehen. »Du hast doch gar nicht so viel getrunken.«

»Lodesh, lass das.« Ihre Augen waren plötzlich weit aufgerissen. »Ich kann nicht tanzen. Ich glaube, ich kann nicht einmal aufstehen.« Sie blinzelte und sah im Schein der Lichtbann-Kugeln, die in einem Netz unter der Decke hingen, sehr bleich aus.

»Weißt du eigentlich, wie lange ich schon darauf warte, dass Strell etwas spielt, wozu wir tanzen können?«, fragte Lodesh fröhlich. Grinsend zog er sie auf die Füße. Der Kopf fiel ihr auf die Brust und hob sich wieder, mit einer einzigen, fließenden Bewegung. Mit großen Augen starrte sie ihn an.



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