Alice Nestleton 03 - Eine Katze im Wolfspelz by Adamson Lydia

Alice Nestleton 03 - Eine Katze im Wolfspelz by Adamson Lydia

Autor:Adamson, Lydia [Adamson, Lydia]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: RM-Buch-und-Medien-Vertrieb
veröffentlicht: 2014-10-23T16:00:00+00:00


14

Wir brauchten beinahe Stunden, bis wir oben in meiner Wohnung waren. Wir krochen förmlich die Treppen hinauf. Immer wieder mußte ich die Einkaufstüten abstellen, um den schwankenden Tony zu stützen.

Als wir endlich in meinem gemütlichen Heim angelangt waren, verfrachtete ich Tony auf das Sofa und ließ die Tüten auf den Boden fallen.

Völlig erschöpft sank ich auf den Teppich nieder.

Das Telefon fing an zu läuten. Es klingelte und klingelte. Mir fiel ein, daß ich vergessen hatte, den Anrufbeantworter einzuschalten. Schließlich hörte es endlich auf zu bimmeln.

Dann fing Bushy an, sich komisch aufzuführen. Mit hoch aufgerichtetem Schwanz lief er hin und her und machte dabei sehr merkwürdige Geräusche.

»Er hat Angst vor mir«, flüsterte Tony.

Vielleicht stimmte das. Ich hatte keine Ahnung. Ich schaute Tony an. Sein Gesicht sah aus, als ob ein Metzger ihn in die Mangel genommen hätte. Seine Hände und Handgelenke waren ebenfalls verbunden.

Ich lief in die Küche und kam mit einem Glas Apfelsaft zurück. Vorsichtig flößte ich es ihm ein, wie einem Baby.

»Sie haben mich gefeuert, Tony«, sagte ich zu ihm. Ich behandelte ihn wie ein krankes Kind, das von seinen schrecklichen Schmerzen abgelenkt werden muß.

Er lächelte, verschluckte sich und wäre fast erstickt. Es war sehr schwierig für ihn, die Flüssigkeit zu schlucken.

»Mein Gott Tony«, platzte ich endlich heraus, »erzähl mir, was passiert ist.«

Er nickte.

Das Telefon fing schon wieder an zu klingeln. Ich blieb wo ich war. Schwach hob Tony eine Hand, um mir zu bedeuten, daß ich drangehen sollte. Ich ließ es läuten. Bushy sprang auf den Eßtisch, den Schwanz immer noch in die Höhe gereckt. Ich beobachtete ihn. Bushy ging nie auf den Eßtisch. Nie. Nur Pancho machte dort ab und zu ein Pauschen.

Das Telefon hörte wieder auf zu klingeln. Tony lächelte schwach.

»Was ist passiert, Tony«, drängte ich. Sein Gesicht war so komisch, mit all diese weißen Pflastern und Binden.

»Ich habe ein Auto gemietet. Einen Toyota Tercel. Und dann bin ich die Adirondacks hochgefahren, bis nach Desolate Swamp.« Das Apfelsaftglas fiel ihm aus der Hand und landete auf dem Teppich. Bushy sprang vom Tisch herunter, inspizierte den Schaden und schoß dann durch den ganzen Raum auf das Fensterbrett.

»Es tut mir leid, Schwedenmädel.«

»Was ist passiert, Tony?«

»Ich kam nach Kingston. Das ist ungefähr zwei Stunden nördlich von hier, an der Abzweigung der Route Twenty-eight.

Er hielt inne und holte Atem. In meinem Kopf klingelte das Telefon immer noch, aber das war nur Einbildung.

»Ich weiß noch genau, daß da eine Überführung war und der Verkehr plötzlich langsamer floß. Ich war auf der mittleren Spur. Und dann fuhr ein Laster ganz dicht auf mich auf, und deshalb wechselte ich auf die Überholspur. Und dann hörte ich dieses komische Geräusch, wie kleine Explosionen, die in meinem Kopf widerhallten, und dann zerbrach die Windschutzscheibe, und Glassplitter flogen mir um die Ohren.«

Er lehnte sich zurück und schloß die Augen. Er sah aus, als ob er Schmerzen hätte. Ich setzte mich neben ihn auf das Sofa und fuhr mit der Hand durch sein Haar.

»Jemand hatte von der Überführung auf mich geschossen. Mit einem Jagdgewehr, sagte die Polizei. Und sie haben auch gesagt, daß ich Glück habe, daß ich noch am Leben bin.



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