Alanna by Octavia Butler

Alanna by Octavia Butler

Autor:Octavia Butler [Butler, Octavia]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-09-05T14:44:08+00:00


Ich starrte sie überrascht an. »Du bist froh darüber?«

»Froh! Er war ein Tier! Er hat versucht, dich zu demütigen, weil er glaubte, du seist schwach. Einmal hat er es mit mir versucht,- weil ich klein bin. Ich habe ihm fast das Genick gebrochen!«

Ich lachte, weil ich sie mir lebhaft dabei vorstellen konnte. Sie war nicht der Mensch, sich wegen ihrer geringen Größe zum Ziel der Frustrationen anderer machen zu lassen.

»Du bist dahin zurückgekehrt, wohin du gehörst«, sagte sie. »Jeh hat Diut gesagt, daß du eine Kämpferin bist.« Sie führte mich zur anderen Seite des Raumes. »Leg deine Sachen hierher. Wir bereiten dir ein Lager. Komm!«

Ich blieb fünf Tage bei ihnen. Tage der Entspannung, verglichen mit dem Leben, das ich gewohnt war. Ich mußte die Arbeit zu Hause verrichten, da ich mit meinem vollständigen Mangel an Blau den niedrigsten Rang einnahm.

So wie ich Choh geholfen hatte, entlastete ich jetzt Cheah. Es gefiel mir nicht besonders, aber es gab mir eine Beschäftigung. Und Cheah plauderte, und Jeh und ich hörten belustigt zu. Jeh erzählte mir einmal: »Ich nehme sie zum Handeln mit zu dem Seevolk, den Mahkahkohn. Sie redet und redet, daß die ganz weiß und zufrieden werden, und sie handelt ihnen das Fell vom Leib.« Ich glaubte ihm aufs Wort.

Dann kam der Tag, an dem Jeh mir Geschenke mitbrachte. Es war ein langes, umhangartiges Kleidungsstück aus blaugrün gefärbtem Fell, das aus der Haut eines einzigen großen Tieres gefertigt war. Das Fell war rauher als das der Kohn, aber sehr dicht, und das Gewand sah warm und bequem aus. Darüber hinaus brachte er ein Paar neue Schuhe, die gleiche Art knöchelhoher Stiefel, die ich getragen hatte, aber diese waren, passend zum Kleid, fellgesäumt.

»Zieh das an«, sagte Jeh. »Es gehört dir.«

»Du schenkst es mir?«

»Diut schenkt es dir.«

Mich schauderte. »Diut?« Entgegen meinen Befürchtungen war ich dem Tehkohn Hao selten begegnet, seit ich zu Jeh und Cheah zurückgekehrt war. Und ich hatte kein Verlangen, ihm zu begegnen.

»Ich mußte ihn begleiten, das Ding da machen zu lassen«, sagte Jeh und deutete auf das Kleid. »Er sagte, du und ich, wir hätten die gleiche Größe. Ich mußte es anziehen, damit er sehen konnte, ob es so lang war, wie er es gerne für dich wollte.«

Ich lauschte seinen Worten und hörte, was er sagte und was er verschwieg. Ich sträubte mich, es zu glauben. »Jeh, warum schenkt er mir diese Dinge?«

»Um dir eine Freude zu machen, Alanna. Er macht gelegentlich Geschenke, obwohl deine so seltsam sind, wie ich sie nie gesehen habe. Hol deine Sachen. Pack alles zusammen. Er wartet auf dich.«

»Ich ... muß gehen?« Es gelang mir, mit nahezu unbewegter Stimme zu sprechen.

»Du hast Angst?«

»Ja!«

»Er sagte, daß du Angst haben würdest. Aber du mußt gehen. Deine Furcht wird vergehen.«

Langsam klaubte ich meine Habseligkeiten zusammen. Aber meine Hände zitterten, und immer wieder ließ ich Gegenstände fallen. Cheah kam herbei und half mir, in ungewohntes Schweigen gehüllt. Jeh führte mich aus der Wohnung und ein kleines Stück den Flur hinunter bis zu einer, wie es schien, massiven Wand. Es war eine verborgene Tür.



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