Aggressor by McNab

Aggressor by McNab

Autor:McNab
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: General Fiction
veröffentlicht: 2014-01-30T05:00:00+00:00


SIEBTER TEIL

1

Sonntag, 1. Mai

Der Terminal war voller Passagiere, die auf internationale Flüge warteten, und alle verspäteten sich Es war 10.09 Uhr am Sonntagmorgen und nur eine Frage der Zeit, wann der Audi entdeckt wurde. Selbst in Georgien mussten blutbesudelte Sitze und ein zerschossenes Fenster auffallen.

Unser Flieger nach Wien hätte um halb elf starten sollen, aber wir konnten noch nicht einmal einchecken. Es gab nur einen Flugsteig und darin gerade genug Luft für eine Flugzeugladung Passagiere.

Unsere Spuren waren so gut wie möglich verwischt, doch das änderte nichts an meinem Unbehagen. Rotauge und sein Kumpel hatten uns keinen Gefallen erwiesen, als sie uns die Balaklavas vom Kopf gerissen hatten, und es war kein Superhirn nötig, um uns mit Baz’ Audi und den Leichen auf seinem Hof in Verbindung zu bringen. Ich wollte so schnell wie möglich weg. Die Freiheit fühlte sich so nah an, dass ich auf sie spucken konnte, aber wir befanden uns noch auf der falschen Seite der Glaswand.

Ich saß bei den Holzbuden, vom Terminal aus gesehen auf der anderen Straßenseite. Wenigstens waren die Sitzbänke trocken. Die Sonne hatte ihre Arbeit getan und spähte nun gelegentlich durch Lücken zwischen den langsam dahinziehenden Wolken.

Viele Passagiere waren hierher gekommen, um der Enge zu entrinnen, und den Taxifahrern gefiel das ganz und gar nicht. Sie wollten ihre Welt nicht mit so vielen Fremden teilen. Die Budenbesitzer waren auch nicht begeistert. Sie saßen hinter identisch aussehenden Tresen voller Schokoriegel und Kaugummi und wiesen mit ihrem Gebaren darauf hin, dass der tragbare Schwarzweißfernseher im Regal hinter ihnen weitaus interessanter war als die potenziellen Kunden.

Eine gelangweilt wirkende Sprecherin mit langem schwarzem Haar präsentierte eine Nachrichtensendung auf allen drei Schirmen. Es schien ein weiterer ruhiger Tag für das Network zu sein. Immer wieder erschienen Bilder von großartigen Gebäuden oder georgischen Soldaten in amerikanischen Kampfanzügen und mit Richard-Löwenherz-Insignien an den Schultern. Die jungen Burschen saßen entschlossen auf Lastern und liefen mutig Hügelhänge hinauf und herunter.

Wir hatten das Hotel kurz vor vier Uhr nachts erreicht. Unsere Ausrüstung war bei der Leiche im Kofferraum geblieben. Wir mussten clean durch die Stadt wandern, für den Fall, dass uns Blauweiße anhielten und wissen wollten, warum wir uns so spät in der Nacht herumtrieben. Charlies Pullover und die Waffe verschwanden in einem offenen Einstiegsloch, dem kein vernünftiger Mensch auch nur nahe gekommen wäre, und dann hatten Charlie und ich zwei Betrunkene gemimt, die nach einer durchzechten Nacht heimkehrten, mit auf links gezogenen und um die Hüften gebundenen Jacken, um den größten Teil von Blut und Dreck zu verbergen. Niemand schenkte uns Beachtung. Es war nur eine weitere Samstagnacht in der Innenstadt von Tiflis.

Ich holte meine Türkarte hinter dem Wasserkasten der Toilette hervor, duschte, zog mich um und ging dann zu Charlie, mit den alten Sachen unterm Arm. Jetzt ging es zunächst darum, möglichst wenig Spuren zu hinterlassen. Ich nahm die Kassette aus dem Camcorder, zog das Videoband heraus, verbrannte es mit den Gratis-Streichhölzern des Hotels und spülte die Asche die Toilette hinunter. Unsere Handys bekamen meinen Stiefelabsatz zu spüren, nachdem sie gründlich abgewischt worden waren, um alle Fingerabdrücke zu beseitigen.



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