Affentheater: Roman (German Edition) by Hiaasen Carl

Affentheater: Roman (German Edition) by Hiaasen Carl

Autor:Hiaasen, Carl [Hiaasen, Carl]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: E-Books der Verlagsgruppe Random House GmbH
veröffentlicht: 2014-04-20T23:00:00+00:00


16

Evan Shook war überrascht, einen schlammbespritzten Toyota vor dem Haus parken zu sehen. Das Oklahoma-Kennzeichen ergab keinen Sinn; die Lipscombs hatten gesagt, sie wären aus Virginia. Außerdem sollten die doch erst in einer Dreiviertelstunde hier sein.

Im Haus traf Evan Shook zwei Hausbesetzer an, eine attraktive Frau mit gesträhnten Zöpfen und einen Schwabbeltypen, der jünger aussah als sie.

»Bitte seien Sie nicht böse«, setzte die Frau an.

»Raus hier, sofort, bevor ich die Cops rufe.«

»Alter, uns hat’s echt voll erwischt«, sagte der Mann. »Wir wollen eigentlich gar nicht hier sein.«

Größtenteils war es die Frau, die das Reden übernahm; irgendeine rührselige Geschichte, dass ihr die Handtasche geklaut worden sei, ihr gesamtes Bargeld und sämtliche Kreditkarten. Evan Shook tat nicht einmal so, als höre er zu.

»Und dabei sollten das hier unsere zweiten Flitterwochen sein«, schloss sie betrübt.

Das bekam Evan Shook mit, und zwar mit einigem Verdruss; die Frau war ein viel zu heißer Feger, um mit so einer Null zu schlafen. Dass die Leute dasselbe über seine Geliebte sagten, wusste er nicht. In letzter Zeit hatte sie ihm in den Ohren gelegen, er solle seine Frau verlassen, Forderungen, die just in den gemeinsten Schlafzimmermomenten vorgebracht wurden. Er konnte sich keine ungute Scheidung leisten, genauso wenig wie er es sich leisten konnte, weitere sechs Monate mit der Spekulationsvilla auf Big Pine herumzueiern. Mit dem Baukredit und der Immobilienhypothek hatte die Bank ihn völlig in der Hand.

»Wir haben’s mit Campen versucht«, meldete sich der Mann zu Wort, »aber, Mann, die Scheißmücken!«

Evan Shook sah sich um. Abgesehen von dem Zelt des fremden Pärchens war das Haus in gutem Zustand, bereit für die Lipscombs. Das bedrohliche Pentagramm auf dem Fußboden war von einem handverlesenen Mitglied des Bautrupps übermalt worden, einem Sikh, der nichts auf albernen westlichen Aberglauben gab. Er war es auch gewesen, der die ekligen Santeria-Artefakte beseitigt hatte; den Hahn hatte er in den Kanal geschmissen und den Rattenschädel mit einer Bandschleifmaschine pulverisiert.

Die süße Blondine mit den Zöpfen sagte: »Wir wollten keinen Ärger machen. Wir haben einfach nur einen trockenen, sicheren Schlafplatz gebraucht.«

»Der Laden hier wird mal echt voll cool, wenn er fertig ist«, fügte ihr Gefährte zwecks Einschleimen hinzu.

Evan Shook nickte knapp. »Jep. Echt voll cool.«

Am Telefon hatten die Lipscombs wie eher unwahrscheinliche Kandidaten geklungen. Der Mann war angeblich früher Hedgefonds-Manager gewesen; inzwischen sei er im Ruhestand und züchte Traber. Er meinte, er würde den ganzen Weg bis nach Florida mit dem Auto fahren, weil sich seine Frau weigere zu fliegen, seit ihr Learjet 45 mal auf der Startbahn in Jackson Hole eine Elchkuh gestreift hätte. Er besäße bereits ein Küstengrundstück in Hilton Head und ein Ferienhaus oben in den Boundary Waters. Evan Shook hatte leutselig geantwortet, sich aber nicht gerade vor Begeisterung überschlagen. Seiner Erfahrung nach präsentierten Leute mit richtig Geld ihr Immobilien-Portfolio nicht Wildfremden, die es darauf anlegten, ihnen noch eine weitere anzudrehen.

Aber vielleicht waren die Lipscombs ja wirklich reich. Vielleicht würde sich sein Schicksal zum Besseren wenden.

»Ich bitte Sie«, flehte die Frau, »rufen Sie nicht die Polizei. Wir können doch sonst nirgendwohin.«

Evan Shook klappte seine Brieftasche auf und holte zwei, drei, vier Hundert-Dollar-Scheine heraus.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.