Adventures of Love Unendliche Sehnsucht by Diana Schwartz

Autor:Diana Schwartz [Schwartz, Diana]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426427095
Herausgeber: Knaur e-books
veröffentlicht: 2014-12-11T16:00:00+00:00

13. Die Höhle

Ulli führte ihre beiden Begleiter noch einige hundert Meter den Weg entlang und kletterte dann über ein paar große Felsen. Wenn Jul der Weg zu beschwerlich war, würde er etwas sagen müssen. Diese Blöße gab er sich natürlich nicht, und der Weg war auch nicht viel schwieriger, als eine Treppe mit unregelmäßigen Stufen zu erklimmen.

Sie erreichte ein Plateau hinter dem sich eine dunkle Öffnung in den Berg hinein erstreckte.

»Noch eine Höhle?« Giannis stützte sich auf und sprang leichtfüßig über den letzten Felsen.

Ulli wartete, bis Jul etwas unbeholfener gefolgt war und neben seinem Kumpel innehielt. Wortlos zeigte sie auf ein verwittertes Holzschild seitlich des Eingangs, das erst bei näherem Hinsehen ins Auge fiel und dessen Buchstaben kaum noch zu entziffern waren.

Giannis kniff die Augen zusammen. »Nido d’amore. Was heißt das?«

»Liebesnest.« Ulli machte eine spöttische Verbeugung und zeigte mit ausgestrecktem Arm auf die Höhle. »Sie ist nicht sehr tief, dafür trocken und gar nicht so ungemütlich. Nur mit der obligatorischen guten Aussicht kann ich heute leider nicht dienen.«

Die beiden jungen Männer sahen einander verlegen an. »Die meint das wirklich ernst.«

»Scheint so.« Offenbar fehlte nun nach allem großen Getue beiden der Mut.

Wieder setzte Regen ein, weshalb Ulli nicht auf die beiden wartete, sondern sich unter dem niedrigen Sims hindurchduckte und die Höhle betrat. Es war warm, aber nicht stickig, und der felsige Boden war trocken. Sie tastete sich zwei Schritte weiter ins Innere. Da, ganz genau wie sie es in Erinnerung hatte: Auf einem schmalen Sims stand eine Öllampe, daneben ein Kanister mit Lampenöl. Auch das Sturmfeuerzeug fand sie nach einigem Herumtasten; es war heruntergefallen, funktionierte aber noch.

»Verdammtes Dreckswetter.« Giannis und Jul drängten sich nun auch hinein, wohl hauptsächlich, weil sie vor dem stärker werdenden Regen flüchten wollten.

Der sanfte gelbe Schein der Lampe enthüllte einen Raum von nicht einmal drei mal drei Quadratmetern. Ulli schaute sich um und entdeckte den Stapel Decken in der Ecke. Sie nahm ihn und stellte zufrieden fest, dass der Stoff nicht klamm war, sondern nur etwas staubig. Sie schüttelte sie am Eingang aus und trat zu ihren beiden Begleitern, die wie bestellt und nicht abgeholt in der Mitte herumstanden und sich unschlüssig umsahen. Ihnen schien gerade aufzugehen, dass Ulli sie keineswegs zufällig hier entlanggeführt hatte, und dass sie vermutlich nicht die Ersten waren, die sich hier in der Höhle vergnügen sollten.

»Diese Höhle diente früher als Biwak – in der Zeit, in der das Alpenglühen geschlossen ist. Ihr wisst, was ein Biwak ist, oder?«, erklärte sie, während sie die Decken übereinander auf dem Boden ausbreitete.

»Nö«, meinte Jul uninteressiert.

Giannis schüttelte missbilligend den Kopf. »Solltest du aber, wenn du im Gebirge unterwegs bist. Das sind auf Wanderführern eingetragene Notschlafplätze. Guck mal, da steht noch eine Schaufel, falls man Schnee wegräumen müsste, und eine Kiste, vermutlich mit Trockennahrung.«

Ullis Blick fiel auf die Ecke, in die Giannis zeigte. »Stimmt. Die müsste längst abgelaufen sein. Vielleicht sollte ich die Vorräte wieder auffüllen, wenn die Hütte nicht mehr aufmacht.« Ihre Gedanken galoppierten davon und waren auf einmal wieder bei all den tausend Dingen, die es noch zu erledigen galt, als sie plötzlich Juls Atem im Nacken spürte.

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