Achtung! Totes Gleis by Arno Alexander

Achtung! Totes Gleis by Arno Alexander

Autor:Arno Alexander [Alexander, Arno]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-07-16T00:00:00+00:00


19

Die Frühpost brachte Wessley endlich das sehnlich erwartete Geld. Er atmete befreit auf bei dem Gedanken, daß es nun möglich sei, Alice den Mantel zu kaufen und sie gehen zu lassen, ohne daß ihr Gefahr drohte, schon von dem nächsten Polizisten verhaftet zu werden.

Der Geldbriefträger war kaum zur Tür hinaus, als es schon wieder klopfte. Wessley war ärgerlich über die Störung, aber sein Ärger verflog sofort, als es sich herausstellte, daß es die Leute waren, die ihm seinen Flügel brachten.

Eine gute halbe Stunde dauerte es, bis das schwere Möbelstück durch alle, scheinbar mit boshafter Absicht zu schmal gebaute Türen gebracht worden war. In dieser halben Stunde hätte in Wessley niemand, der ihn zum erstenmal sah, den Kriminalbeamten vermutet. Er lief herum, fuchtelte mit den Händen, stand den Lastträgern überall im Wege und gebärdete sich genau wie ein ausgelassener Schuljunge, der unvermutet ein herrliches Weihnachtsgeschenk erhält.

Endlich war es soweit. Die Männer waren weggegangen, und der Flügel stand am Fenster in Wessleys Wohnzimmer. Wessley zeigte sich äußerst zufrieden damit, daß dieser Flügel nicht mehr als den dritten Teil des ganzen Zimmers ausfüllte, und führte Alice sofort vor, wie man seiner Ansicht nach sehr bequem zwischen den zusammengedrängten Möbelstücken hindurchkommen könne.

Alice sah ihm lächelnd zu, und Wessley freute sich über ihre gute Stimmung. Wäre er nicht so sehr mit sich selbst beschäftigt gewesen, so hätte er wohl bemerkt, daß die Blicke des Mädchens etwas traurig waren. Sie dachte daran, daß sie nicht mehr lange hier bleiben dürfe, und doch hatte ihr Wessley noch nie so gut gefallen als eben jetzt in seinem ungebärdigen kindlichen Freudenausbruch.

„Kommen Sie, Mr. Wessley“, sagte sie endlich, und ihre Stimme klang streng. „Seit zwanzig Minuten warte ich hier schon mit dem Kakao auf Sie. Soll ich den Tisch umsonst gedeckt haben? Kommen Sie, sonst wird der Kakao kalt.“

Zögernd trat er an den gedeckten Tisch, der infolge der neuen Möbelanordnung ganz in die Ecke gerückt worden war.

„Kakao?“ fragte Wessley mißtrauisch. „Warum denn Kakao? Ich will Kaffee trinken ...“

„Kakao ist nützlicher“, sagte sie ruhig und schenkte ihm die Tasse voll. „Sie müssen an Ihre Gesundheit denken.“

„Das erstemal, daß sich jemand um meine Gesundheit kümmert, seit ... meine Mutter tot ist!“ rief Wessley aus und nahm tapfer einen Schluck. Gleich darauf verzog er sein Gesicht zur Grimasse.

„Schmeckt Ihnen der Kakao?“ fragte Alicr freundlich. „Mir nicht. Als ich in Holland war ...“

„Sie waren in Holland?“

„Selbstverständlich“, bestätigte sie. „Der Kakao dort war so dick, daß ich ein Beil nehmen mußte ...“

Wessley lachte begeistert auf.

„Oh!“ rief er. „Jetzt weiß ich, warum Sie heute Kakao bestellten! Und ich Esel habe gedacht, Sie glaubten mir meine Geschichten von der Türkei und von China! Also nicht. Und wenn ich Ihnen nun verspreche, Sie nicht mehr anzuschwindeln, — bekomme ich dann wieder Kaffee?“

Alice schüttelte den Kopf.

„Darüber zu bestimmen, muß ich wohl Ihrer Braut überlassen“, sagte sie und sah weg.

„Meiner Braut? Wieso? Ach, Sie meinen wegen ... So, ja, meine Verlobung ... Nun, meine Braut hat da gar nichts zu bestimmen, gar nichts! Das können Sie sich merken ... Und jetzt wollen wir von etwas anderem sprechen.



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