AchtNacht Thriller by Sebastian Fitzek
Autor:Sebastian Fitzek
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783426444085
Herausgeber: Knaur e-books
»Zwei …«
Ben hatte keine Ahnung, aber auch keine Alternative.
»Drei!«
In der Hoffnung, nicht den dümmsten Fehler seines Lebens zu begehen, öffnete er die Badezimmertür.
36.
Schwartz war Profi genug, um keine rhetorischen Fragen zu stellen wie »Woher haben Sie das Handy?« oder »Was haben Sie dadrinnen gemacht?«. Er blieb seiner direkten, klaren Linie treu und fragte nur: »Was wollen Sie?«
»Rausgehen«, antwortete ihm Ben ebenso schnörkellos.
Arezu, die aus der Küche zu ihnen in den Flur getreten war, sah ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sie öffnete den Mund, blieb aber stumm. In der Hand hielt sie ein Glas Wasser, und etwas störte Ben an diesem Bild, aber im Moment hatte er weder die Zeit noch den Nerv, die Ursache für dieses seltsame Gefühl zu hinterfragen. Er musste alle Energie darauf verwenden, seinen Selbstmordauftrag zu erfüllen.
»Und wieso richten Sie das Telefon auf mich?«, wollte Schwartz von ihm wissen.
»Ich habe Angst, dass Sie mich nicht gehen lassen.«
Schwartz zuckte mit den Achseln.
»Zu Ihrem eigenen Schutz!« Der Polizist zeigte rechts den Gang entlang zur Haustür und sagte nun doch etwas, was sich von selbst verstand: »Da draußen kann ich Ihnen nicht mehr helfen.«
»Ich weiß. Aber ich bin erwachsen und ein freier Mann. Ich kann selbst entscheiden, ob ich Hilfe will oder nicht. Sie dürfen mich nicht gegen meinen Willen festhalten. Sonst machen Sie sich der Freiheitsberaubung strafbar.«
Das war die Idee. Simpel, einfach. Kein Kampf, keine List, keine Flucht. Einfach zur Vordertür hinaus. Völlig unkompliziert.
»Das ist korrekt. Ich kann Sie nicht aufhalten, wenn Sie gehen wollen«, stimmte Schwartz ihm zu. Er zeigte auf das Handy in Bens Hand. »Ich nehme an, Sie streamen das gerade zum Beweis?«
»Ja, auf Facebook«, log Ben. In Wahrheit wusste er gar nicht, wie er so schnell einen Livestream einrichten konnte. Aber der Bluff funktionierte.
»Gut. Wie Sie wollen.«
Wieder sparte Schwartz sich sinnlose Worte wie: »Sie machen einen Fehler« oder »Kommen Sie doch zur Besinnung«.
Er schien zu wissen, wann eine weitere Argumentation noch Sinn ergab und wann die Entscheidung unumstößlich gefallen war.
»Wie sieht es mit Ihnen aus?«, fragte er Arezu. Ben hatte gedacht, die Verwirrung habe ihr die Sprache geraubt, doch dann fragte sie ihn mit erstaunlich klarer und fester Stimme:
»Was ist da drin passiert?« Mit dem Kinn machte sie eine Andeutung Richtung Badezimmer. »Wer setzt dich so unter Druck?«
»Niemand«, wollte Ben erst lügen. Aber dann brachte Arezus Frage ihn auf eine Idee.
»Oz.«
»Oz?«, fragten Schwartz und Arezu wie aus einem Mund. Der Polizist alarmiert. Die Studentin so aufgeregt, dass ihr das Glas aus der Hand fiel. Ohne zu zerbrechen, landete es auf dem Parkett, und der Inhalt spritzte an ihren Hosenbeinen hoch.
»Ja«, bestätigte Ben. »Oz.«
Bislang hatte er noch nicht gewusst, wie er es schaffen sollte, den zweiten Teil des Befehls zu erfüllen und Arezu dazu zu bewegen, sich ihm anzuschließen, wenn er aus dem sicheren Haus floh. Mit dieser weiteren Lüge war auch das ein Kinderspiel.
Er sah Arezu fest in die Augen und sagte: »Oz hat Kontakt aufgenommen. Er will uns sehen.«
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