Aber bitte mit Sake! by Dana Phillips
Autor:Dana Phillips
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Entertainment
veröffentlicht: 2012-03-14T16:00:00+00:00
Lost in Translation, oder: Warum die Japaner so heiß auf weiße Haut sind
Eine Kolumne von Dana Phillips
Liebe Komplizinnen! Schönheit hat in Japan eine lange Tradition – eine helle, makellose Haut ohne Fältchen gilt als das Ideal der Japanerinnen. Bereits im 8. Jahrhundert benutzten die japanischen Frauen Puder aus Mineralien oder aus Reis, Hirse und Gerste. Auch ein knappes Jahrhundert später verbrachten die japanische Edelfrauen die meiste Zeit in ihren Palästen, fernab vom Sonnenlicht. Dadurch war ihre Haut viel weißer, als die des gemeinen Volkes. Weiße Haut stand für Reichtum und galt als Zeichen des Adels. Der Wunsch nach Porzellanhaut ist den Japanern bis heute geblieben – abgesehen von einer kurzen Phase in den Sechzigern, als unter westlichem Einfluss Sonnenbräune als schick galt, und den Neunzigern, in denen ein paar Shibuya-Mädchen sich vom Schönheitsideal ihrer Eltern abzuheben versuchten.
Der westliche Wunsch, sich möglichst häufig am Strand die Karibiksonne auf die goldbraune Pelle scheinen zu lassen, ist dem Japaner also eher suspekt. Bi-Haku, »schön und weiß« lautet das Motto im Land der aufgehenden Sonne.
Der Markt für Whitening-Produkte ist daher ständig im Wachsen, er macht fast ein Viertel der gesamten japanischen Hautpflegemittel-Produktion aus. Um ihre zarte Haut vor den Sonnenstrahlen zu schützen, verwenden die Japaner auch noch kleine Sonnenschirme, Hüte mit UV-Schutz und T-Shirts mit langen Ärmeln. Die weiße Haut steht im Kontrast zum schwarzen Kopfhaar, ebenfalls einem der wichtigsten Schönheitsmerkmale einer japanischen Frau. In Kombination mit roten Lippen, die auf weißer Haut besonders gut zur Geltung kommen, trägt man die drei wichtigsten Farben des Landes spazieren.
Um schön zu sein, bringen die Japaner jedes Opfer und benutzen Mittelchen, die in unseren Ohren ziemlich exotisch klingen. So wird zum Beispiel Squalenöl, das aus der Hai-Leber gewonnen wird, benutzt, um trockener Haut entgegenzuwirken. Auch die Kokons von Seidenspinnerraupen gelten als Geheimtip, als luxuriöser Wattepadersatz werden sie verwendet, um abgestorbene Hautschüppchen zu entfernen. Vor Jahrhunderten haben Geishas sogar den Kot von Nachtigallen als Reinigungsmittel benutzt, da sich mit diesem ihre dicke weiße Schminke gut entfernen ließ. Heute trägt man den Kot als Gesichtsmaske auf, natürlich um einen hellen, ebenmäßigen Teint zu fördern. Noch bizarrer ist eine Pediküre der ganz besonderen Art: In einem Becken voller Fische kann man seine Füße von Hunderten der fleischfressenden Tierchen umschwärmen und sich die Hornhaut von den Füßen nagen lassen.
Na dann, guten Appetit!
Sayonara! Ihre Dana
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