Abenteuer in der Elfenwelt by Pini Wendy und Richard
Autor:Pini, Wendy und Richard [Pini, Wendy und Richard]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00
9
Das sind Bäume?« fragte Pfeil zweifelnd.
»Was könnte es sonst sein, mein Kleiner?« murmelte Baumstumpf. »Alles hier ist so anders wie im Hag.«
Die Wolfreiter standen in einem Halbkreis vor dem Bogeneingang des großen Baues in der Dorfmitte. Die Bäume, über die Pfeil sich wunderte, waren nicht ganz so hoch wie das Haus. Sie wuchsen zu dessen beiden Seiten und dahinter und liehen ihre Schatten der ersten und zweiten Reihe des kunstvoll verzierten Kuppeldachs. Es waren auch wirklich seltsame Bäume. Ihre dünnen, dunkelgrauen Stämme wuchsen wellenförmig und waren wie Würmer gegliedert. Die Rinde war völlig glatt und frei von jeglichen Auswüchsen.
»Sie sehen wie Sturmwolken aus«, stellte Pfeil nach einigem Überlegen fest. Der Vergleich war gar nicht schlecht, denn rauchig rosige Laubballen, fedrig und wolkengleich, wuchsen aus den gegabelten Zweigen, daß man meinen konnte, der Wind würde den Baum jeden Augenblick in den Himmel heben.
Die Mittelhütte war gut doppelt so groß wie jedes andere Bauwerk im Dorf und weit farbenprächtiger. Auf die nach außen gewölbten Wände zu beiden Seiten des Eingangs waren anmutige, unverhältnismäßig langgestreckte Elfen gemalt, die aufeinander zuzuschweben schienen und die Arme ausstreckten, um sich über dem Eingang die Hand zu reichen. Blumen- und Sonnenmuster in verschlungenen Schnörkeln fanden sich an der gesamten Oberfläche der Hütte. Es gab nichts, was sich mit ihr an Schönheit hätte messen können, nicht einmal irgendwelche der so prangend vergoldeten und edelsteinbesteckten Höhlenräume der Trolle.
Sonntaster schob mit dem Handrücken den Vorhang zurück und trat zur Seite, um die Wolfreiter vorbeizulassen.
»Tretet ein!« In seiner Weisheit bemühte er sich, den Befehl wie eine Einladung klingen zu lassen. »Sie wartet.«
Schnitter zögerte, als ihm ein sinnverwirrender, süßer Duft aus dem Innern entgegenschlug. Benommen legte er eine Hand auf die Stirn und blinzelte. Dieses seltsame Rätsel pulsierte erneut und stärker denn je in ihm: Sor-gen-end! Sor-gen-end! Sor-gen-end!
Besorgt streckte Himmelweis eine Hand aus, um seinen Häuptling zu stützen, aber Schnitter wies sie zurück. Mit staunendem Gesicht trat er durch den zurückgeschlagenen Vorhang in das Innere dahinter.
Es gab nur einen Raum, der weit größer aussah, als man nach dem Hüttenäußeren vermutet hätte. Vielleicht täuschte das seltsame Licht diese Größe nur vor. Er sah keine Einzelheiten der Ausstattung, denn die Quelle dieses Lichtes zog seinen Blick sofort an und bannte ihn. Die anderen Wolfreiter folgten ihm langsam, und es erging ihnen genau wie ihm.
In einer großen Nische oder Nebenkammer erhob sich ein zweistufiges, kreisrundes Podest von dem glänzenden Fliesenboden. In der Mitte des Podests stand ein Stuhl aus geschliffenem Stein, dessen Armstützen und Rückenlehne mit rechteckigen Plättchen aus gehämmertem Gold verziert waren. Hinter dem Stuhl stand aufrecht eine Scheibe vom Durchmesser des Podests. Sie war mit einem Mosaik aus großen Klarsteinen beschichtet, die in Gold eingefaßt und zusammengehalten wurden. Als wäre sie von innen beleuchtet, glühte die Scheibe und zwar jedes Mosaikstück in einer anderen Pastellfarbe. Das Licht war sanft und schmeichelnd und bezaubernd schön.
Dieses weiche Leuchten ging von einer Gestalt aus, die ruhig auf dem steinernen Thron saß. Vorsichtig näherten sich die Wolfreiter ihr und hielten mitten im Schritt inne, als die Gestalt bedächtig eine unnatürlich schmale Hand mit langen Fingern hob.
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