ASIALIG – 7 Zeichen bis zur Wahrheit (German Edition) by France Carol

ASIALIG – 7 Zeichen bis zur Wahrheit (German Edition) by France Carol

Autor:France Carol [Carol, France]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: France Carol
veröffentlicht: 2015-01-21T00:00:00+00:00


***

Kaum war Lennart zu Hause angekommen, ging er ins Wohnzimmer und griff sich eine Flasche Whiskey. Kritisch inspizierte er den Inhalt. Sie war nur noch zu einem Drittel voll, was also kaum reichen würde, um ihm Vergessenheit zu schenken.

Er machte sich nicht einmal die Mühe, ein Glas zu holen, sondern nahm gleich direkt aus der Flasche einen kräftigen Schluck. Das Brennen, welches sich augenblicklich über seine Speiseröhre bis in den Magen ausbreitete, beruhigte ihn zumindest etwas.

Nur unter Aufbietung aller Selbstbeherrschung hatte er es vorhin im Boxstall geschafft, die unbändigende Wut, die Jans Schilderungen über dessen Misshandlungen in ihm auslösten, zurückzudrängen. Nun aber war sie wieder präsent.

All die Monate seiner Marter waren umsonst gewesen. Er hatte den anderen nicht vor Übergriffen schützen können, obwohl man ihm das zugesichert hatte. Getäuscht wurde er und es war ihm noch nicht einmal aufgefallen. Was für ein verdammt schlechter Freund er doch gewesen war. Hätte er nicht bemerken müssen, dass man Jan ebenfalls Torturen aussetzte?

Noch bevor er sich diese Frage beantworten konnte, klingelte es an der Tür. Missmutig ging er in den Flur und drückte den Knopf, der die Haustür öffnete. Wenige Augenblicke später hörte er Schritte im Treppenhaus und bald darauf war auch Jan zu erkennen, der ihm mit einem unsicheren Blick begegnete.

Ohne ein Wort zu sagen, wandte Lennart sich ab und ging zurück ins Wohnzimmer, wo er sich mit der Flasche Whiskey aufs Sofa fallen ließ. Eigentlich hätte er damit rechnen können, dass Jan ihm nachfahren würde. Schon damals war der andere ein Harmoniejunkie gewesen und ihm stets nachgelaufen, wenn er aus irgendeinem Grund wütend das Weite gesucht hatte.

Er hörte, wie die Wohnungstür ins Schloss fiel. Wenig später gesellte sich Jan zu ihm und setzte sich ebenfalls aufs Sofa.

„Wir müssen reden, Lennart“, ergriff der andere das Wort und blickte ihn von der Seite an. „Ich weiß, dass du Unangenehmes immer gerne mit dir selbst austrägst, aber dies hier scheint uns beide – wenn nicht sogar unsere ganze Gruppe – zu betreffen.“

Lennart nickte, nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche und reichte sie an Jan weiter.

„Ich weiß. Es… ist nur so verdammt schwer, etwas wieder hervorzuholen, das man schon so lange tief in sich drin vergraben hat. Ich… wollte den ganzen Mist hinter mir lassen“, erklärte er niedergeschlagen.



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