61 - Morphium by Agatha Christie

61 - Morphium by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-02T22:03:40+00:00


10

Hercule Poirot saß im Häuschen von Schwester Hopkins. Dr. Lord hatte ihn hingebracht, ihn vorgestellt und dann mit Schwester Hopkins allein gelassen.

Nachdem sie anfangs seine ausländische Erscheinung ein wenig schief angeschaut hatte, taute sie nun rasch auf.

Sie sagte mit einer gewissen Sensationslüsternheit: »Ja, es ist eine schreckliche Sache! Eine der schrecklichsten Sachen, die mir je untergekommen sind. Mary war ein wirklich schönes Mädchen, hätte jederzeit zum Film gehen können! Und ein nettes, braves Mädel dabei und nicht eingebildet, wie sie bei all der Beachtung, die ihr geschenkt wurde, leicht hätte werden können.«

Geschickt schob Poirot die Frage ein:

»Sie meinen die Beachtung, die ihr Mrs Welman schenkte?«

»Das meine ich, ja. Die alte Dame hatte eine ungeheure Zuneigung zu ihr gefasst – wirklich, eine große Zuneigung.«

»Überraschend, vielleicht?«, murmelte Hercule Poirot.

»Je nachdem. Es könnte auch ganz natürlich gewesen sein. Ich meine…«

Schwester Hopkins biss sich auf die Lippen und sah verwirrt aus.

»Was ich meine, ist, Mary hatte eine sehr liebe Art, eine angenehme, sanfte Stimme und gute Manieren. Und meiner Meinung nach tut es einer älteren Person gut, ein junges Gesicht um sich zu haben.«

»Ich vermute, Miss Carlisle kam gelegentlich her, um ihre Tante zu besuchen?«

Schwester Hopkins sagte scharf:

»Miss Carlisle kam her, wann es ihr passte.«

»Sie mögen Miss Carlisle nicht«, murmelte Poirot.

»Das will ich meinen! Eine Giftmischerin! Eine kaltblütige Giftmischerin!«

»Ah«, sagte Hercule Poirot, »ich sehe, Sie haben sich schon ein Urteil gebildet.«

Schwester Hopkins fragte misstrauisch:

»Wie meinen Sie das – ein Urteil gebildet?«

»Sie sind ganz sicher, dass sie es war, die Mary Gerrard das Morphium gab?«

»Wer hätte es sonst tun können, möchte ich wissen? Sie wollen doch nicht behaupten, dass ich es war?«

»Nicht einen Augenblick. Aber ihre Schuld ist doch noch nicht bewiesen, vergessen Sie das nicht!«

Schwester Hopkins widersprach mit ruhiger Sicherheit: »Sie hat es getan. Abgesehen von allem andern, konnte man es in ihrem Gesicht lesen. Sonderbar war sie die ganze Zeit. Und hat mich hinaufgeführt und dort zurückgehalten – solange wie nur möglich! Und als ich, nachdem wir Mary in dem Zustand gefunden hatten, mich zu ihr umwandte, da stand es in ihrem Gesicht so deutlich wie nur irgendetwas. Sie wusste, dass ich es wusste!«

»Es ist jedenfalls schwer zu sagen, wer es sonst getan haben könnte. Außer natürlich, sie hat es selbst getan.«

»Wie meinen Sie das – selbst getan? Meinen Sie, dass Mary Selbstmord beging? So einen Unsinn hab ich noch nie gehört!«

»Man kann nie wissen. Das Herz eines jungen Mädchens ist sehr empfindlich, sehr zart.« Er machte eine Pause. »Es wäre doch möglich gewesen, nicht? Sie hätte doch etwas in ihren Tee tun können, ohne dass Sie es bemerkten?«

»In ihre Tasse, meinen Sie.«

»Ja. Sie haben sie doch nicht die ganze Zeit beobachtet.«

»Ich habe sie nicht beobachtet – nein. Ja, ich vermute, das könnte sie getan haben… Aber das ist alles Unsinn! Warum hätte sie so etwas tun sollen?«

Hercule Poirot schüttelte nachdenklich den Kopf.

»Das Herz eines jungen Mädchens… wie ich schon sagte – so empfindlich! Eine unglückliche Liebesgeschichte vielleicht – «

Schwester Hopkins ließ ein verächtliches Schnauben hören.

»Mädel bringen sich wegen Liebesgeschichten nicht um –



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