50 Cent by Henning Dedekind
Autor:Henning Dedekind
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Hannibal Verlag
veröffentlicht: 2014-05-07T16:00:00+00:00
Kapitel 14
„Wenn es zu regnen anfängt, bekomme ich immer gleich einen nassen Arsch …“
Jeder, der dealt, wird irgendwann auch eingebuchtet. Er wird sogar ganz bestimmt eingesperrt – die Chancen stehen einfach zu schlecht für ihn. Ein richtiger Dealer nimmt keine freien Tage, was bedeutet, dass er mindestens dreihundertfünfundsechzig Straftaten im Jahr begeht. Wenn man sich beim Dealen anstrengt, schafft man es leicht auf mehrere tausend Straftaten pro Jahr. Eine einzige genügt jedoch, um ins Gefängnis zu wandern.
An dem Tag, an dem mich das Glück verließ, war ich schon frühmorgens draußen, um das Geschäft vor Arbeitsbeginn mitzunehmen: Lokführer, Büroangestellte, Lehrer – all diese Leute überspringen ihren Kaffee mit Donuts bekanntlich gern einmal für eine Prise gecracktes Kokain, um ihren Tag mit einem Kickstart zu beginnen. In der morgendlichen Rushhour lässt sich viel Geld verdienen, also saß ich da draußen auf einer Parkbank. Ich hatte Kopfhörer auf, und Tricia, eine Tussi, mit der ich zusammenarbeitete, saß ein paar Meter entfernt auf einer anderen Bank. Wir sahen aus wie zwei Jugendliche, die auf den Schulbus warteten.
Ein Typ, den ich nie zuvor gesehen hatte, kam zu mir rüber und fragte, ob er etwas Heroin kaufen könne. Ich hatte das schon einmal erlebt und hatte nicht vor, mich noch einmal erwischen zu lassen. Die meisten Süchtigen rennen nicht auf irgendeine wildfremde Person zu und fragen sie nach Drogen, weil sie nicht wollen, dass jedermann weiß, dass sie Drogen nehmen. Sie wissen, wer was verkauft und wo sie hingehen müssen. Als dieser Typ also anfing, mich nach Drogen zu fragen, sagte ich ihm, dass ich von Drogen und den Leuten, die sie verkauften, überhaupt nichts wisse. Ich sagte ihm, dass ich gerade auf einen Freund wartete, mit dem ich zum Joggen verabredet war. Dieser Kerl sagte: „Nun, äh, weißt du, wenn ich hier vorbeikomme, treffe ich meistens diesen Typen, der, äh … er fährt hier meistens mit einem Motorrad rum.“ Ich dachte, ich fahre Motorrad, und ich deale. Ja, ich bin sogar der Einzige hier im Umkreis, der dealt und ein Motorrad fährt. Wenn du also von mir sprichst und nicht weißt, dass du von mir sprichst, obwohl du mit mir sprichst, dann kenne ich dich definitiv nicht. Ich sagte: „Ich weiß nicht, wovon Sie sprechen.“
Der Typ stellte aber noch mehr Fragen und wollte wissen, ob ich „Arbeit“ hätte. Ich sagte ihm, er solle mich in Frieden lassen, und winkte ihn weg. Anstatt zu gehen, ging der Mann aber hinüber zu Tricia und führte dasselbe Gespräch noch einmal. Allerdings versuchte er dabei einen Trick und gab vor, dass ich ihn zu ihr geschickt hätte. Tricia wusste nicht, worüber ich mit ihm gesprochen hatte. Sie hatte uns nur miteinander reden sehen und nahm an, dass ich mit ihm bereits alles abgeklärt hätte, also verkaufte sie ihm Crack im Wert von fünfundzwanzig Dollar.
Keine fünf Minuten später hielten drei Autos mit Zivilbeamten vor den Bänken, und ich wurde festgenommen. Als sie Tricia durchsuchten, fanden sie in ihrer Unterwäsche sechsunddreißig Kapseln Crack und zwölf Päckchen Heroin. „Wem gehören diese Drogen?“, fragte mich der Bulle.
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