37 - Fata Morgana by Agatha Christie

37 - Fata Morgana by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-02T20:42:28+00:00


II

Lewis Serrocold stand in der Bibliothek am Fenster. Sonst war niemand im Raum.

Er drehte sich um, als Miss Marple hereinkam, ging ihr entgegen und nahm ihre Hand.

»Ich hoffe nur«, sagte er, »dass der Schock Sie nicht allzu sehr mitgenommen hat. Aus nächster Nähe einen Mord mitzuerleben, muss jeden belasten, der mit solchen Dingen noch nie in Berührung gekommen ist.«

Bescheidenheit hinderte Miss Marple zu antworten, mit Mord und Totschlag stehe sie mittlerweile auf vertrautem Fuß. Sie bemerkte nur, das Leben in St. Mary Mead sei nicht ganz so idyllisch, wie Außenstehende es sich vorstellten. »In einem Dorf passieren auch ganz abscheuliche Dinge, das versichere ich Ihnen«, sagte sie. »Man kann dort Beobachtungen machen, wie sie in einer Stadt unmöglich wären.«

Lewis Serrocold hörte geduldig, aber nur mit halbem Ohr zu. Er sagte schlicht: »Ich brauche Ihre Hilfe.«

»Aber gern, Mr Serrocold.«

»Es ist eine Angelegenheit, die meine Frau betrifft – die Caroline betrifft. Sie sind ihr doch wirklich zugetan?«

»Ja, gewiss. Wie alle.«

»Das habe ich auch immer gedacht. Aber so ganz kann es ja nicht zutreffen. Mit Erlaubnis von Inspektor Curry werde ich Ihnen etwas erzählen, was bis jetzt noch niemand weiß. Oder vielleicht sollte ich sagen, etwas, was nur einer weiß.«

Er fasste zusammen, was er am Abend zuvor Inspektor Curry gesagt hatte.

Miss Marple war entsetzt. »Das kann ich nicht glauben, Mr Serrocold. Ich kann es wirklich nicht glauben.«

»So habe ich auch reagiert, als Christian Gulbrandsen es mir erzählt hat.«

»Ich hätte geschworen, dass unsere liebe Carrie Louise auf der ganzen Welt keinen Feind hat.«

»Es ist unglaublich. Aber Ihnen ist klar, was das bedeutet? Vergiftung – schleichende Vergiftung – ist ein Verbrechen im Familienkreis. Es muss also jemand in unserem fest gefügten kleinen Haushalt sein –«

»Wenn es stimmt. Könnte sich Mr Gulbrandsen nicht geirrt haben?«

»Christian hat sich nicht geirrt. Er war viel zu vorsichtig, um grundlos solche Behauptungen aufzustellen. Außerdem hat die Polizei Carolines Medizinflasche und eine getrennte Probe des Inhalts mitgenommen und untersucht. In beiden war Arsen – und Arsen wurde ihr nie verschrieben. Die quantitativen Untersuchungen werden länger dauern, aber dass Arsen drin war, ist erwiesen.«

»Dann war ihr Rheuma – die Gehbeschwerden – das alles war also –«

»Ja, Beinkrämpfe sind offenbar typisch. Außerdem hatte Caroline, bevor Sie kamen, einen oder zwei schwere Anfälle, die vom Magen-Darm-Trakt ausgingen. Vor Christians Ankunft hätte ich nicht im Traum –«

Er brach ab. Miss Marple sagte leise: »Also hat Ruth doch Recht gehabt!«

»Ruth?« Lewis Serrocold schien überrascht. Miss Marple errötete.

»Es gibt etwas, wovon ich Ihnen nichts erzählt habe. Mein Besuch hier kommt nicht von ungefähr. Wenn ich darf, würde ich es Ihnen gern erklären. Zu dumm, dass ich so eine schlechte Erzählerin bin. Bitte seien Sie nachsichtig mit mir.«

Lewis Serrocold hörte zu, während Miss Marple ihm von Ruths Besorgnis und ihren beharrlichen Bitten erzählte.

»Höchst eigenartig«, sagte er. »Davon hatte ich keine Ahnung.«

»Es war alles so vage. Ruth wusste selbst nicht, wodurch dieses Gefühl bei ihr ausgelöst worden war. Es musste einen Grund geben – meiner Erfahrung nach gibt es immer einen –, aber deutlicher als ›irgendetwas ist nicht in Ordnung‹ wurde sie nicht.



Download



Haftungsausschluss:
Diese Site speichert keine Dateien auf ihrem Server. Wir indizieren und verlinken nur                                                  Inhalte von anderen Websites zur Verfügung gestellt. Wenden Sie sich an die Inhaltsanbieter, um etwaige urheberrechtlich geschützte Inhalte zu entfernen, und senden Sie uns eine E-Mail. Wir werden die entsprechenden Links oder Inhalte umgehend entfernen.