32 by Das Tuch des Magiers (1 of 2)
Autor:Das Tuch des Magiers (1 of 2) [Magiers, Das Tuch des]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:58:32+00:00
Lilith blieb stehen.
Für flüchtige Momente fühlte sie sich von dem umfriedeten Gelände angezogen, ohne daß sie zu sagen vermochte, was konkret sie daran lockte.
Zwar gab es im Gegensatz zu Friedhöfen westlicher Prägung wenig zu fürchten, aber ihr fiel auch nichts ein, was von speziellem Interesse für sie hätte sein können. Sie setzte ihren Weg fort. Als ein Tor in Sicht kam, wurde die Versuchung noch einmal drängender. Sie trat näher an das kunstvoll geschmiedete Portal und sah durch die Stäbe auf das an eine eigenständige, niedrige kleine Stadt erinnernde Areal. Vereinzelt flackerten ein paar Totenlichter.
Als sie erneut das Verlangen spürte, die Schwelle zu übertreten, riß Lilith sich gewaltsam los und setzte ihren ursprünglichen Weg fort.
Sie wollte nur heim.
Eine halbe Stunde später berichtete sie Beth von ihrem wölfischen Rendezvous.
Mauretanien
Die einzige Bewegung in der Leere waren sie.
Ihre beiden Jeeps folgten einer unsichtbaren Straße. Der Wind hatte ein halbes Jahr Zeit gehabt, die letzten Andeutungen einer Piste unkenntlich zu machen. Ein ortskundiger Begleiter war nicht aufzutreiben gewesen. Nirgends.
In Bir el Khza'im regierte, was das Ziel der vierköpfigen Expedition anging, der blanke Aberglaube. Der bevorstehende Vollmond schien die Tapferkeit eines jeden außer Kraft zu setzen.
Isaak Dyadik hatte einspringen müssen. Obwohl gebürtiger Franzose, floß in seinen Adern eine exotische Mischung, die noch in der glorreichen Kolonialzeit wurzelte. Sein Vater hatte dem diplomatischen Korps angehört, seine Mutter, eine Senegalesin, der islamischen Kadiriyya-Bruderschaft. Er hatte sich den genauen und schnellsten Weg zur El-Nabhal-Oase erklären lassen. Von einem Karawanenführer, der ihn mit allen Mitteln der Überredungskunst von seinem Vorhaben hatte abbringen wollen. Die Oase, behauptete er, sei von jeher Sitz eines übermächtigen, blutrünstigen Magiers gewesen und die Wüste in der Umgebung der Oase von Kreaturen des Bösen verseucht.
Trotz dieser Warnung hatte weder Dyadik noch ein anderer Beteiligter der Expedition gekniffen.
Immerhin hatten sie die schon im Vorfeld beschwerliche Reise auf sich genommen, weil ihnen die aberwitzigen Gerüchte über die aufgegebene Geister-Oase zu Ohren gekommen waren.
Nachrichtenagenturen hatten schon vor einem halben Jahr von einem Strom verwirrter Flüchtlinge berichtet, die aus der Wüste in Bir el Khza'im eingetroffen waren. Einige dieser Menschen behaupteten, vor einem Hexer geflohen zu sein, der sie unter seiner Herrschaft gehalten hatte.
Daß dies offizielle Nachforschungen zur Folge gehabt hatte, war nach den jüngsten Eindrücken der Expedition eher fraglich. Offenbar hatte die Regierung des Sahara-Staates genügend andere Sorgen. Überall, wo man nachgefragt hatte, war man auf Unverständnis gestoßen. Aber beinahe ebenso leicht war es gewesen, die Genehmigung für eigene Untersuchungen zu erhalten.
Debra Wingrove, eine blonde, überaus attraktive Engländerin, saß neben Dyadik in dem vorausfahrenden Jeep. Der in respektvollem Abstand nachfolgende Wagen war mit Jean Sutri und Claude Malpas besetzt. Man versuchte den Staubfahnen zu entgehen, doch völlig gelang dies nicht. Selbst in dem von Dyadik gelenkten Fahrzeug nicht. Immer wieder blickte er verstohlen zu der von ihm angeheuerten englischen Kollegin, um herauszufinden, wie sie mit den Unannehmlichkeiten zurechtkam.
Sie hielt sich respektabel, zumal keiner der Wagen eine Klimaanlage besaß. Es war schrecklich heiß im Innern. Man mußte die Lüftung einschalten, um die Hitze wenigstens zirkulieren zu lassen. Allerdings dominierte das Gefühl, daß anstelle von Frischluft ausschließlich Sand hereinkam.
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