30 by Der Hexer
Autor:Der Hexer [Hexer, Der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:58:27+00:00
»Was … ist passiert?« fragte sie und blickte sich ungläubig um.
»Lilith! Wo bin ich hier? Wir waren doch gerade noch unten in der Halle. Was zum Teufel …«
»Ich mußte Ihnen die Erinnerungen der letzten Minuten nehmen«, erklärte Craven und half ihr lächelnd auf. »Sie hatten Dinge gesehen, die ein Mensch nicht sehen sollte.«
Beth’ Verwirrung nahm noch zu. »Lilith, was …?«
»Alles in Ordnung«, beruhigte die Halbvampirin sie, ohne selbst vom Wahrheitsgehalt ihrer Worte überzeugt zu sein. Zu viele Fragen standen noch offen. »Dieser Gentleman ist unser Gastgeber.
Mister Robert Craven.«
Der Greis deutete eine Verbeugung an. »Es ist mir ein Vergnügen, Miß MacKinsey«, sagte er. »Mir ist klar, daß Sie und Ihre Freundin Fragen haben; keine Sorge, ich werde alle zu Ihrer Zufriedenheit beantworten. Aber nicht hier in der Bibliothek. Was halten Sie von einer Tasse heißem Tee am Kamin?«
*
Auch im Laufe des Gesprächs, das in einem gemütlich eingerichteten Studierzimmer im Erdgeschoß stattfand, wußte Lilith nicht recht, was sie von Craven halten sollte. Der alte Mann schien geradezu ein Konglomerat verschiedener Persönlichkeiten zu sein. Was nicht zuletzt an seinem Alter liegen mochte.
» Einhundertsiebenunddreißig Jahre? « vergewisserte sich Beth gerade.
»Ich wurde im Jahre 1859 geboren«, bestätigte Craven.
»Das ist … unglaublich.« Beth schüttelte den Kopf.
Craven lächelte ihr zu. »Nicht, wenn man es versteht, den Lauf der Zeit zu beeinflussen«, entgegnete er. »Ein guter alter Freund war mir dabei eine große Hilfe.« Er blickte zu einem Gemälde über dem Kaminsims, das einen würdigen alten Gentleman mit schütterem Haar und Vollbart zeigte. Lilith gelang es, das kleine Messingschild darunter zu entziffern. » H. P. Lovecraft« stand darauf.
»Auf dein Wohl, Howard. Gott sei deiner Seele gnädig«, fügte Craven seinen Worten hinzu und hob sein Glas. Er hatte es vorgezogen, sich von Henson, dem Butler, Brandy statt Tee einschenken zu lassen.
Beth räusperte sich. »Sie sind also auf der Suche nach Unsterblichkeit«, unterbrach sie Cravens wehmütige Erinnerungen.
» Relative Unsterblichkeit«, präzisierte er. »Wie ich bereits sagte: Fees Opfer altern sehr wohl, dies jedoch extrem langsam.«
»Und warum?« fragte Beth.
Craven sah sie fragend an. »Warum was?«
»Nun, ich meine«, druckste Beth herum, »wenn Sie … Nun, wären Sie ein junger Mann, der sein Leben noch vor sich hat, könnte ich Ihren Wunsch verstehen. Aber – mit allem Respekt – Sie stehen am Ende Ihres Lebens. Was hat es Ihnen noch zu bieten, daß Sie es verlängern wollen?«
Craven nickte bedächtig. »Ich schätze Ihre Offenheit, Miß MacKinsey«, gab er zur Antwort. »Aber die korrekte Frage ist: Was habe ich dem Leben zu bieten?« Er hob die Hand. »Lassen Sie mich erklären«, kam er Beth’ Frage zuvor. »Dieses Haus birgt Schätze, die einmalig auf der Welt sind. Nicht all der Prunk; der ist lediglich Fassade, um meine Sicherheitsvorkehrungen zu rechtfertigen, die das Königshaus mitfinanziert. Nein, ich rede von wirklichen Reichtümern. Von Wissen, so alt wie die Erde selbst, das nur ein Erbe der Macht behüten kann. Die Welt, wie wir sie kennen, würde zerstört werden, geriete es in falsche Hände. Das ist der Grund. Ich darf einfach noch nicht sterben.«
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