2597 - Hyperkaelte by Christian Montillon

2597 - Hyperkaelte by Christian Montillon

Autor:Christian Montillon [Montillon, Christian]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-06-10T22:00:00+00:00


Ich bin ...

Ich bin Ralf Marten.

Wenn ich früher andere Menschen getroffen habe - oder wenn die Medien über mich berichtet haben -, kam immer eine Sache: Ralf Marten, der Teleoptiker.

Offenbar reichte ihnen das aus.

Ralf Marten, der Teleoptiker.

Das wissen alle über mich, und es sieht so aus, als würde das genügen. Als wüssten sie deshalb, wer ich bin. Damit sind sie zufrieden. Es interessiert sie gar nicht, wer ich wirklich bin. Ich habe doch ein Leben. Einen Charakter. Ich bin nicht nur ein Teleoptiker.

Wer weiß denn schon, dass mich die anderen Kinder damals, in der Grundschule, im 20. Jahrhundert alter Zeitrechnung, ständig damit aufzogen, dass sie mich Martin Ralf nannten? Lächerlich, eigentlich, aber ich konnte mich darüber grün und blau ärgern. Das war wahrscheinlich auch der Grund, warum ich es immer wieder hören musste. Im Nachhinein betrachtet habe ich mich damals wohl sehr dumm und naiv verhalten.

Wenn jemand in einem Gespräch einmal nachhakte - auf der Straße, in einem Restaurant, bei einem Interview -, dann ging es ihm nicht um mich. Es hieß dann nicht. »Herr Marten, was tun Sie in Ihrer Freizeit?« oder »Was sind Ihre privaten Vorlieben?« oder auch nur »Was empfinden Sie, wenn Sie Ihre Paragabe anwenden?«

Nein, die übliche Frage war: »Was genau ist eigentlich ein Teleoptiker?«

Meine Gabe war interessant, nicht ich als Person. Die meisten Leute erkennen noch nicht einmal mein Bild, wenn sie es sehen, aber wenn sie meinen Namen hören, wissen sie: Das ist doch der Teleoptiker.

Natürlich galt das nicht für alle. Es gab Freunde, für die ich ein Mensch war, nicht nur ein Mutant. Sie machten das Leben lebenswert.

Und nun?

Ich weiß es nicht. Ich weiß nicht, ob ich immer noch ein Leben habe. Oder ob ich einfach nur existiere, weil ich eben eine Paragabe habe, weil ich meine paranormale Kraft einbringen kann.

Wie es aussieht, ist es eben doch so, ob es mir gefällt oder nicht: Meine Mutantenfähigkeit zählt und ist das einzig Bemerkenswerte an mir.

Seltsam, mein ganzes Leben lang habe ich nie darüber gesprochen, habe niemandem mein Herz ausgeschüttet, wie sehr es mich stört, derart instrumentalisiert zu werden. Jetzt empfinde ich anders. Jetzt frage ich nach dem Sinn dahinter. Aber es ist wohl zu spät.

Nicht dass ich an dem zweifeln würde, was ich tue. Den anderen geht es so, das spüre ich - doch ich weiß, dass es notwendig ist. Was getan werden muss, muss getan werden. Auf Talanis ebenso wie in TZA'HANATH.

Ich kämpfe als einer von vielen an vielen Orten und auf viele Arten, solange ich dazu noch in der Lage bin.

Ich bin sicher, dass es das Richtige ist. Wir müssen versuchen, ES am Leben zu erhalten. Denn auch die Superintelligenz ist nicht nur das, was sie zu sein scheint. Sie ist nicht nur das Wesen, das um jeden Preis zu überleben versucht. Ja, sie hat 100 Millionen Neu-Globisten in sich hineingerissen, aber ...

Was soll ich sagen? Ich kann den Satz nicht einmal mehr zu Ende denken. Bin ich denn wahnsinnig? Was würde ich vor Gericht in einem Plädoyer verkünden? »Ja, Euer Ehren, mein Mandant hat zwar 100 Millionen Menschen getötet, aber doch nur, weil es notwendig war.



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