2020-02-14 19:49:05.073957 by Unknown

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Autor:Unknown
Format: epub


Am Abend besorgten wir uns die Liste der Studenten, die bei der Lotterie gewonnen hatten, sowie eine Aufstellung der Verlierer und hängten uns ans Telefon. Unser erster Proband war William, ein höheres Semester, der Chemie im Hauptfach studierte. William hatte ziemlich viel zu tun. Nachdem er die vergangene Woche im Zelt gelebt hatte, musste er eine Menge Lernstoff nachholen und etliche E-Mails beantworten. Aber er war auch ein wenig frustriert, da er zwar bis zur ersten Reihe vorgedrungen war, aber trotzdem nicht zu den Glücklichen zählte, die in der Lotterie den Anspruch auf eine Eintrittskarte erworben hatten.

»Hallo, William«, sagte ich. »Ich habe erfahren, dass Sie kein Ticket für das Halbfinale bekommen haben.«

»Ja, das stimmt.«

»Wir könnten Ihnen ein Ticket verkaufen.«

»Super.«

»Wie viel wären Sie bereit, dafür zu zahlen?«

»Wie wär’s mit hundert Dollar?«

»Zu wenig.« Ich lachte. »Sie müssen mehr bieten.«

»Einhundertfünfzig?«

»Sie müssen noch höher gehen«, insistierte ich. »Was ist Ihr Höchstpreis?«

William dachte eine Weile nach. »Einhundertfünfundsiebzig.«

»Nicht mehr?«

»Nein. Keinen Cent mehr.«

»Gut, ich setze Sie auf meine Liste und werde Ihnen Bescheid geben«, sagte ich. »Übrigens, wie sind Sie auf hundertfünfundsiebzig gekommen?«

Er stelle sich vor, antwortete William, für 175 Dollar das Spiel genauso gut in einer Sportbar ansehen zu können, und zwar kostenlos. Dabei würde er nur etwas für Bier und Essen ausgeben. Am Ende hätte er immer noch eine Menge für CDs übrig oder sogar für Schuhe. Das Spiel würde zweifellos spannend, sagte er, aber 175 Dollar seien auch viel Geld.

Als Nächsten riefen wir Joseph an. Auch er war nach einer Woche im Zelt mit seinen Hausaufgaben im Hintertreffen. Aber es war ihm egal – er hatte bei der Lotterie gewonnen und würde in wenigen Tagen live erleben, wie die Spieler der Duke University um den Landestitel kämpften.

»Hallo, Joseph«, sagte ich. »Vielleicht können wir Ihnen eine Gelegenheit bieten, Ihr Ticket zu verkaufen. Was ist Ihr unterster Preis?«

»Ich habe keinen.«

»Alles hat einen Preis«, erwiderte ich in bester Al-Pacino-Manier.

Zuerst nannte er 3000 Dollar.

»Also wirklich«, sagte ich. »Das ist viel zu viel. Seien Sie vernünftig. Dafür kriegen Sie sie nicht los.«

»Gut«, antwortete er, »zweitausendvierhundert.«

»Sind Sie sich sicher?«

»Weiter runter werde ich nicht gehen.«

»Gut. Wenn ich für diese Summe einen Käufer finde, rufe ich Sie an. Übrigens«, setzte ich hinzu, »wie sind Sie auf diesen Preis gekommen?«

»Der Basketball hier am Duke macht einen großen Teil meines Lebens aus«, erwiderte er voller Begeisterung. Dann erklärte er mir, das Spiel würde eine prägende Erinnerung seiner Zeit an der Duke University sein, ein Erlebnis, von dem er noch seinen Kindern und Enkeln erzählen werde. »Wie soll man dafür einen Preis nennen?«, fragte er. »Kann man Erinnerungen mit Geld aufwiegen?«

William und Joseph waren nur zwei von über 100 Studenten, die wir anriefen. Insgesamt waren die Studenten, die ohne Ticket dastanden, bereit, etwa 170 Dollar für eine Karte zu bezahlen. Der Preis war, wie in Williams Fall, gemäßigt aufgrund alternativer Verwendungszwecke für das Geld (zum Beispiel für Getränke und Essen in einer Sportbar). Diejenigen hingegen, die im Besitz einer Eintrittskarte waren, verlangten im Schnitt 2400 Dollar dafür. Wie Joseph nannten sie als Grund die Bedeutung des Ereignisses und die lebenslangen Erinnerungen daran.



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