2 X 2 = II by Lise Gast

2 X 2 = II by Lise Gast

Autor:Lise Gast [Gast, Lise]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Saga
veröffentlicht: 2016-05-26T00:00:00+00:00


* * *

„Wir sind uns also einig?“ fragte der alte Kostewitz abschließend. Hermann nickte strahlend. Es war wirklich so gekommen, wie er gehofft hatte. Er spürte nur noch den brennenden Wunsch, aufzuspringen und, so schnell er konnte, nach dem Postamt zu rennen und Josi zu telegrafieren: ‚Vertrag unterschrieben, komme heiraten.‘ Leider durfte er das nicht.

„Also dann —“, der alte Baron kam mit einer Flasche und zwei Gläsern an. Wie ein richtiger Pferdehändler konnte er keinen Vertrag als bindend ansehen, der nicht begossen war.

Hermann trank gehorsam, er stammte ja vom Lande und wußte über Sitten und Gebräuche Bescheid. Allerdings — mein Gott, war das ein Rachenputzer! Dagegen waren Frau Fleischhacks Erzeugnisse einfach Vanillesoße.

„Danke, nein, ich habe genug“ — er hielt sein erst halb geleertes Glas so, daß der Alte nicht noch einmal eingießen konnte. „Wirklich, vielen Dank, nein.“

„Na, denn nicht. Komische Jugend von heute.“ Hermann sah, wie sich das Gesicht des Alten mit seinen tausend Falten und Fältchen in die Breite zog. Vielleicht war das seine Art zu schmunzeln. Lachen hatte ihn noch niemand gesehen.

„Also am 15. August treten Sie an. Gut. Sehen wir uns bis dahin nochmal?“

„Ja. Meine zukünftige Frau — —“

„Ihre — — was?“ fragte Kostewitz. Hermann verbesserte sich rasch. „Meine Braut —“, dies war eine so ungewohnte Vokabel — „käme sicher gern einmal her.“

„Mensch —“ Der Baron trat in seiner ganzen klapprigen Dürre von fast zwei Metern vor Hermann hin. „Ihre Braut? Was wollen Sie denn mit der hier?“

„Tja —“ Hermann wich ein wenig zurück. Der Atem des andern hatte einen so ausgesprochen Spirituosen Einschlag. „Ich will sie natürlich heiraten.“

„Heiraten?“ Der Alte stand ordentlich versteinert da. Dann machte er mit der Flasche, die er noch in der Hand hielt, eine Bewegung nach der Himmelsrichtung hin, in der das Gestüt lag. „Daraufhin etwa?“

„Jawohl“, sagte Hermann knapp. Kostewitz ging das ein, er war früher Offizier gewesen.

„Soso. Hören Sie —“, nein, es überwältigte ihn doch wieder. Er konnte nichts dafür. „Ich glaube, Sie haben den Vertrag nicht recht gelesen. Zweihundert Mark im Monat —“

„Jawohl. Aber Wohnung, Licht und Heizung frei —“

„Ganz recht. Ebenso Wasser und Müllabfuhr“, vollendete der alte Herr in grimmigem Spott. „Und davon wollen Sie eine Frau ernähren?“

„Davon getraue ich mir sogar eine Familie zu gründen“, sagte Hermann und hob streitbar den Kopf. Sein ganzes junges Gesicht leuchtete vor Glauben und Zuversicht. „Es wird Ihnen vielleicht etwas unvernünftig erscheinen, aber das ist verständlich. Sie kennen ja Josi — Sie kennen ja meine Braut noch nicht. Mit ihr geht das ohne weiteres. Darauf können Sie sich verlassen.“

„Soso.“ Der alte Baron machte ein etwas sonderbares Gesicht. Beinahe beschämt sah er aus. Dann schüttelte er wieder den Kopf.

„Gieseking — haben Sie sich das wirklich überlegt? Schon allein die Räume — die sind doch nun einmal wie sie sind.“

„Jaja. Ich habe es Josi schon aufgezeichnet, als wir davon sprachen“, sagte Hermann eifrig, „der große Raum wird die Wohnstube, wir haben uns schon alles genau überlegt. Und für die Schlafstube schaffen wir uns nur eine Schlafcouch an, zwei Betten hätten ein bißchen wenig Platz.“

„Das finde ich auch“, sagte der Baron trocken.



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