12 erste Male by Blobel Brigitte

12 erste Male by Blobel Brigitte

Autor:Blobel, Brigitte [Blobel, Brigitte]
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: d-cbj HC
veröffentlicht: 2016-04-05T13:16:21+00:00


War alles ganz logisch,

wir kennen uns zu lange,

als dass aus uns noch mal was wird.

Tausendmal berührt,

tausendmal ist nix passiert.

Tausend und eine Nacht,

und es hat ZOOM gemacht!

Sie legt ihren iPod weg und blickt in die Kamera. »Genau so war das bei uns. Ich dachte: Hey der Typ hat diesen Song für uns geschrieben, auch wenn das Ding schon ewig alt ist. Das gibt es also wirklich: ›Tausendmal berührt, tausendmal ist nix passiert …‹«

»Aber: ›Tausend und eine Nacht, und es hat ZOOM gemacht!‹«, ergänze ich vorsichtig.

Larissa lächelt. »Wir wussten sofort Bescheid, beide, wir haben das Knistern gespürt, als hingen wir am gleichen Elektrokabel. Das war irre. Echt. Und ich hab mich bloß gewundert, dass unsere Eltern nichts merkten, die checkten gar nichts, obwohl wir komplett unter Strom standen, wir müssen uns benommen haben wie Aliens, und die haben nichts gemerkt! Aber uns war auch klar, dass wir das Geheimnis bewahren mussten. Dass alles kaputtgehen würde, wenn die Eltern davon erführen. Daher hatte Viggo die Idee mit der Kanufahrt.«

Larissa grinst.

»Wir beide hassen Kanufahrten, das ist nämlich echt anstrengend, aber es war die beste Möglichkeit, um länger vom Haus wegzukommen, irgendwohin, wo wir allein waren, wo uns niemand störte oder beobachtete.«

»Du wusstest also, dass du mit ihm schlafen wolltest?«

Larissa nickt.

»Und du hast es Viggo gesagt?«, frage ich.

»Nein, das brauchte ich gar nicht. Viggo wollte es ja auch.«

»Woher warst du so sicher?«

Larissa lacht. »Du bist gut. Das hat man gesehen, gefühlt, geschmeckt, gerochen, was weiß ich. Die Luft war voll von diesem Verlangen. Wie gesagt, dass die Eltern nichts merkten – unbegreiflich. Wir haben ihnen also gesagt, wir wollten eine Kanutour machen und irgendwo mit unseren Schlafsäcken übernachten. Die Eltern fanden das in Ordnung. Das macht man in Schweden so, da hat man keine Angst. Bären oder so gibt’s da nicht.«

»Wie viele Tage nach eurer Ankunft war das?«

Larissa denkt nach. »Vielleicht eine Woche? Oder nein, einige Tage weniger. Ich habe regelrecht gezittert vor Erwartung. Das Ganze war so verrückt! Als wir endlich im Kanu saßen und unsere Sachen, unseren Proviant und so weiter spritzwassersicher unter einer Plane verstaut hatten und mein Vater uns vom Holzsteg abstieß und uns Gute Fahrt wünschte, da hätte ich am liebsten vor Erleichterung geheult. Das Erste, was ich zu Viggo gesagt hab, als wir allein waren, war: ›Ich dachte, wir kommen da nie weg.‹ Viggo hat gegrinst und sich ins Zeug gelegt. Wir haben gepaddelt, als wollten wir uns für die Olympiade bewerben. Viggo hatte schon einen bestimmten Seeabschnitt im Auge. Er kannte die Stelle von früher, war wohl mit seinen Eltern da schon mal gewesen. Eine total schöne Bucht, wo es weder Schilf gab noch irgendwelche Steinbrocken aus der Eiszeit. Rund um die Bucht war wunderbar weiche dunkle Erde, fast wie Samt. Da haben wir unser Lager aufgeschlagen und alles schön hergerichtet. Wir haben wirklich nichts übereilt, denn wir dachten: Wir haben alle Zeit der Welt. Wir können die Erwartung genießen, die Freude auf das, was passieren wird …«

Larissa schweigt, streicht mit den Händen wieder mal ihren Rock glatt.

»Erzähl weiter«, bitte ich.



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