11 by Hinter den Spiegeln (2 of 2)
Autor:Hinter den Spiegeln (2 of 2) [Spiegeln, Hinter den]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:57:52+00:00
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Hinter den Spiegeln
Sie verließen den zum Kerker umfunktionierten Stall, nachdem Clough Corwen das Kommando, das ihn abholen wollte, nach allen Regeln der Kunst »versorgt« hatte. Die persönliche Genugtuung, als er den Schergen des geheimnisvollen Rerraf Reh Resnu Fetzen ihrer eigenen Kleider als Knebel zwischen die Zähne geschoben hatte, war unübersehbar gewesen.
Rerraf Reh Resnu …
Lilith hatte noch keine Zeit gefunden, nähere Erkundigungen über die Person einzuziehen, die sich hinter diesem merkwürdigen Namen verbarg.
Der Morgen graute, und sie mußten sich sputen, den Ort ihrer Gefangenschaft unentdeckt zu verlassen. Lilith vertraute – gezwungenermaßen – darauf, daß Clough Corwen auf seine Flucht hingearbeitet und sich auch Gedanken über das »Danach« gemacht hatte.
Auf ihre Frage, wie lange er bereits unter Verschluß gehalten worden war, hatte er zwei Tage angegeben.
Das Dorf lag still. Nur oben bei der Kirche meinte Lilith seltsame Klänge und hinter den Bleiglasfenstern entlanggeisternden Lichtschein zu bemerken. Als Clough Corwen sah, wohin sich ihr Blick gewandt hatte, fluchte er mit gesenkter Stimme, aber ansonsten völlig ungeniert.
Der Stall war Bestandteil eines von der Straße etwas zurückversetzten Anwesens. Aus Vorsichtsgründen brachten sie noch ein weiteres Stück Distanz zwischen sich und die Häuser und flohen über feuchten Wiesengrund und Gärten, die sich hinter jedem Anwesen erstreckten. Zwischenzeitlich glaubte Lilith von irgendwoher das Murmeln eines Bachlaufs zu hören.
Llandrinwyth selbst sah aus dieser Entfernung und im zögernd grauenden Morgen geradezu unwirklich friedlich aus.
Unwirklich war überhaupt eine treffende Vokabel.
Für alles.
Letztlich auch für die Tatsache, daß es Llandrinwyth in der Wirklichkeit, aus der Lilith kam, nicht einmal mehr in Ruinen gab!
Der Kelch, rief sie sich ins Gedächtnis. Ich kam wegen des Kelchs!
Unwillkürlich stoppte sie ihren stummen Marsch im Mondschatten der Häuser.
Clough Corwen jedoch stapfte unbeeindruckt weiter, bis ihr Fauchen ihn einholte: »Wohin geht eigentlich unsere ›Reise‹…?«
Er wandte sich zu ihr um.
Wie er im Sternenlicht dastand, wäre er das geborene Opfer für ihren immer heftiger auf seine Rechte pochenden Hunger ( oder den des Symbionten! ) gewesen.
Ware.
Das Fatale war, daß Lilith immer mehr fürchtete, auch künftig zu versagen, wenn sie ihren Hunger stillen wollte. Es ging allmählich um ihre nackte Existenz, und irgendwann – in nicht allzuferner Zukunft – würde sie ihre Rücksicht ablegen und einfach riskieren müssen, daß der Symbiont sich vielleicht erneut als Killer entpuppte!
Sie hatte keinerlei verläßliche Erfahrungswerte, wie lange sie ohne eine Blutmahlzeit auskommen konnte. Aber sie bekam allmählich ein Gefühl für den Durst, der sie quälte. Er steigerte sich von Minute zu Minute. Der Moment, wenn sie wie von Sinnen alles tun würde, um die Qual zu beenden, war absehbar.
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