106 by Satans fünfte Kolonne

106 by Satans fünfte Kolonne

Autor:Satans fünfte Kolonne [Kolonne, Satans fünfte]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-21T17:53:38+00:00


»Adrenalin?« fragte der Pfleger.

Der Arzt nickte und stieß die Nadel in den Handrücken des Sterbenden. Er war seit genau zwei Tagen an diesem Krankenhaus, und dieser Mann war sein erster wirklich schwer verletzter Patient. Er wollte nicht, daß er starb. Er hatte nicht sieben Jahre studiert, damit ihm die Menschen unter den Händen starben.

»Das kann ihn umbringen«, sagte der Pfleger, während der Arzt langsam den Kolben der Spritze herunterdrückte.

»Ich weiß.« Die Stimme des Arztes klang gepreßt. »Aber wenn ich es nicht tue, ist er tot, ehe wir ihn in die Klinik gebracht haben. Wie lange dauert das denn noch?« Der Pfleger wandte sich im Sitzen um und warf einen Blick durch das schmale Sichtfenster zum Fahrer-raum hin.

»Wir sind da«, sagte er. »Noch ein paar Meter.«

Der Wagen bremste. Aus der Klinik kamen ein halbes Dutzend Pfleger und Schwestern herübergelaufen. Die Tür wurde aufgeris-sen, kaum daß der Wagen richtig zum Stillstand gekommen war.

Die Männer und Frauen wußten genau, was sie zu tun hatten. Jeder Handgriff war tausend Mal geübt worden und saß perfekt. Die Trage wurde aus dem Wagen gehoben, auf ein Rollengestell gelegt und im Laufschritt durch die automatisch aufschwingenden Türen befördert, während sich der Arzt weiter um den Verwundeten kümmerte.

»In die Notaufnahme, rasch!« befahl er. Seine Worte wären nicht notwendig gewesen. Sie bewegten sich im Laufschritt weiter, liefen den Gang hinunter und erreichten nach wenigen Sekunden die Notaufnahme.

Das Herz des Mannes hörte im gleichen Moment auf zu schlagen, in dem sie ihn vorsichtig auf den Tisch legten.

Der Arzt fluchte ungehemmt, wirbelte herum und riß die weißen Handgriffe des Elektroschockgerätes aus der Halterung. Er stieß eine Schwester beiseite, plazierte die Elektroden auf dem Brustkorb des Toten und drückte den Auslöser. Ein schwaches Summen erklang. Der Körper des Mannes bäumte sich kurz und hart auf und sank wieder zurück. Eine zweite Krankenschwester eilte herbei und befestigte Elektroden an Stirn und Handgelenken des Mannes. Über dem Bett begann eine ganze Batterie chromblitzender Apparate zu blinken und zu leuchten.

Der Arzt versuchte es abermals. Wieder bäumte sich der Körper vor ihm auf, als wäre noch Leben in ihm, aber es war nicht mehr als ein bloßer Reflex der Nerven. Der grüne Leuchtpunkt auf dem Bildschirm neben dem Bett bewegte sich nicht. Wo die gezackte Linie des Herzschlages sein sollte, war nur ein dünner, gerader Strich.

»Es hat keinen Sinn mehr, Doktor«, sagte jemand.

Der Arzt schüttelte wütend den Kopf und versuchte es ein drittes Mal. Dann warf er die Elektroden wütend zu Boden, beugte sich über den Toten und versuchte es mit Herzmassage. Aber auch diesmal blieb der Erfolg aus.

»Geben Sie es auf, Doc«, sagte eine Stimme. Der Arzt drehte sich um und erkannte den Krankenwagenfahrer. Der Mann war ihm gefolgt, ohne daß er es bemerkt hatte.

»Sie haben Ihr Bestes getan, aber dem armen Kerl war nicht mehr zu helfen«, fuhr er fort. »Glauben Sie mir – ich bin seit fünfundzwanzig Jahren in dem Job. Er war schon tot, als wir ihn eingeladen haben. Wir haben es nur nicht gemerkt.«

Der Arzt blieb sekundenlang reglos stehen. Sein Blick war starr auf einen imaginären Punkt irgendwo an der Wand gerichtet.



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