10 - Kleine Gefallen by Jim Butcher

10 - Kleine Gefallen by Jim Butcher

Autor:Jim Butcher [Butcher, Jim]
Die sprache: deu
Format: epub


26. Kapitel

Michael blieb abrupt stehen, als er das klaffende Loch in der östlichen Wand des Hauptbahnhofes sah, das Zwerg das Geißlein in die Mauer gerissen hatte. „Gnädiger Gott“, japste er. „Harry, was ist geschehen?“

„Problemchen“, entgegnete ich.

„Davon hast du nichts erzählt.“

„Du hast so beschäftigt ausgesehen“, rechtfertigte ich mich, „und du musstest dich ja schon um einige hundert Schurken kümmern.“ Ich nickte in Richtung Loch. „Ich hatte nur einen.“

Michael schüttelte irritiert den Kopf, und aus den Augenwinkeln sah ich, wie Luccio das Loch mit milder Sorge beäugte.

„Hast du alles?“, erkundigte sich Michael.

Luccio legte fragend den Kopf zur Seite, als Michael sprach, und warf mir dann einen unverwandten Blick zu.

Ich sah Michael warnend an und meinte: „Klar.“ Dann drehte ich mich rasch auf dem Absatz um und pfiff. „Mouse!“

Mein Hund kam, durchweicht, aber immer noch enthusiastisch, über den mit Wasser bedeckten Marmorboden auf uns zugehetzt. Schlitternd kam er zum Stehen, und vor ihm rauschte eine kleine Bugwelle über meine Schuhe. Das Archiv musterte den herangetrabten Hund aufmerksam, machte einen Schritt auf ihn zu – wurde dann jedoch durch Kincaid am Weitergehen gehindert, indem er ihr eine Hand auf ihre schmale Schulter legte.

Michaels Blick schweifte besorgt zwischen Mouse und dem Kind hin und her. „Wir haben ein Problem.“

So viel Platz bot die Fahrerkabine von Michaels Laster nicht.

Wir waren alle bis auf die Knochen durchnässt, doch hatten wir keine Zeit mehr, daran etwas zu ändern, bevor die Einsatzkräfte hier eintreffen würden. Ich empfand es als etwas unfair, dass ich mir auf dem Weg zur Garage einige unfreundliche Blicke einfing, nachdem ich erklärt hatte, dass ich die Löschanlage ausgelöst hatte. Zumindest konnte niemand behaupten, ich sei nicht gewillt, die Folgen ebenso wie meine Gefährten zu ertragen.

Das Archiv war wahrscheinlich gruseliger als der Zombietyp aus Geschichten aus der Gruft, doch sie war immer noch ein Kind. Wir waren uns einig, dass sie vorne in der Fahrerkabine Platz nehmen würde. Michael musste fahren.

„Ich lasse sie da vorne nicht allein“, stellte Kincaid bestimmt fest.

„Ach, kommen Sie schon“, knurrte ich. „Er ist ein verdammter Kreuzritter. Er wird ihr nichts tun.“

„Unerheblich“, gab sich Kincaid unbeeindruckt. „Was, wenn uns jemand unterwegs beschießt? Wird er sich zwischen sie und die Kugel werfen, um sie zu schützen?“

„Ich …“, hob Michael an.

„Verdammt richtig, genau das wird er tun“, brummte ich.

„Harry“, warf Michael beschwichtigend ein. „Ich würde das Kind liebend gern beschützen. Aber das zu tun und gleichzeitig zu fahren wäre etwas schwierig.“

Mouse stieß einen sanften, verzweifelten Ton aus, der meine Aufmerksamkeit darauf lenkte, dass das Archiv ungewöhnlich still geworden war. Es stand zitternd neben Michael, und seine Augen rollten im Kopf zurück.

„Verdammt“, fluchte ich. „Bringt sie in den Laster. Los jetzt, Kincaid, Michael.“

Ohne zu zögern hob Kincaid sie auf, und er und Michael stiegen ein.

„I... i... i... ist Ihr Haus weit von hier, Wächter?“, erkundigte sich Luccio.

Sie sah nicht gut aus. Nun ja, unter den gegebenen Umständen sah sie schon gut aus. Aber sie sah auch völlig durchnässt und schon halb erfroren aus, als sie sich hinhockte, um Mouse zu umarmen, vorgeblich, um ihm das Fell trockenzureiben.



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