09 by Diener des Bösen
Autor:Diener des Bösen [Bösen, Diener des]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-07-01T08:57:49+00:00
schichte wachsen zu lassen.
Von einem verrückten Bombenbastler war die Rede, der im Keller des Hauses mit der Nummer 333 Unmengen von Sprengstoff angehäuft hatte. Dieser Bösewicht hatte sich nach letzten Polizeiangaben selbst so gründlich in die Luft gejagt, daß eine Identifizierung seiner Person nicht mehr möglich gewesen war. Aus Furcht vor weiteren versteckten Sprengstoffen und um die Bevölkerung nicht über Gebühr zu beunruhigen, hieß es, hatte man erst das ganze Gelände umgepflügt, ehe man nun, nach Wochen, mit der »Wahrheit« herausrückte …
Die Spekulationen, was wirklich geschehen war, kochten immer noch auf großer Flamme. Aber bei Leuten, die nicht über Beth’ Einblicke in die wahren Hintergründe verfügten, würde die polizeiliche
»Beruhigungspille« über kurz oder lang Wirkung zeigen.
Die Schlußfolgerungen jedoch, die sich aus den Behördenlügen ableiten ließen, waren niederschmetternd.
Besonders für Beth, wie Lilith gemerkt hatte.
Offenbar kontrollierten die Vampire Sydneys Polizeiorgane nach Belieben!
Für Lilith war dies nicht neu. Nach allem, was sie über ihre Bestimmung erfahren und was sie in Indien erlebt hatte, war davon auszugehen, daß Sydney keine Ausnahme von der Regel darstellte.
Die Menschen glaubten seit grauer Vorzeit, sich selbst zu verwalten und zu regieren. Die, die wirklich an den Fäden der Macht zogen, hatten sie ins Reich der Fabel abgedrängt.
Ein kluger Schachzug der Vampire! Denn was man leugnete, bekämpfte man schließlich nicht.
Nachdem Lilith ihrerseits grob umrissen hatte, was ihr im Schatten des Himalaya widerfahren war, hatten sich die beiden jungen Frauen im Morgengrauen zu Bett begeben. Die Müdigkeit hatte sie beide nach langer Nacht übermannt.
Zugleich hatte die Nähe von Beth’ Körper Lilith aber auch wieder an Sehnsüchte erinnert, die sie im Geheimen hegte, seit sie zum erstenmal von der speziellen Neigung der Reporterin erfahren hatte.
Beth liebte Frauen.
Ausschließlich.
Lilith blickte sichtlich enttäuscht auf die verwaiste Stelle neben sich. Gleichzeitig irritierte sie die Heftigkeit, mit der das Verlangen nach Beth’ Zärtlichkeiten neu in ihr erwachte.
Fast überfallartig durchströmte wohlbekannte Wärme ihren Schoß.
In ihrem Bauch flatterten Schmetterlinge und anderes gänsehauterzeugendes Getier.
Als Beth endlich ins Schlafzimmer zurückkehrte, war Lilith völlig aufgewühlt, weil ihr Verstand von blinder Begierde überrollt zu werden drohte. Mit einer solchen Heftigkeit, daß sie sich fragte, ob dies wirklich noch ihre ureigene Lust war, die sie geißelte.
Lilith bezähmte sich mühsam. Hätte sie ihren Gefühlen freien Lauf gelassen, wäre Beth vermutlich schreiend aus der eigenen Wohnung geflohen.
Oder auch nicht, lockte derselbe kleine Teufel, der all dies verursachte.
»Etwas – Wichtiges?« fragte sie kehlig.
Beth stand in der Tür. Sie hatte das Licht im Wohnzimmer brennen lassen.
»Schlaf ruhig weiter«, gab sie Antwort. »Ich erhielt gerade eine Art Hilferuf. Ich muß weg …« Ihr Blick schweifte an Lilith vorbei zur Uhr auf der Nachttischkonsole. Seufzend fügte sie hinzu: »Eigentlich müßte ich auch längst in der Redaktion sein. Mein Chef weiß nichts von meinen nächtlichen Eskapaden. Es wird ihn wenig freuen, nur meinen Stuhl anblaffen zu dürfen …«
Lilith versuchte sich ihre Enttäuschung nicht anmerken zu lassen.
»Ist es so wichtig?« fragte sie nur.
»Ich weiß es nicht.« Beth zuckte entsagungsvoll die Achseln, ehe sie zu ihrem prallgefüllten Kleiderschrank hinüberging.
Lilith beobachtete fasziniert, wie sie ansetzte, ihr weich auf die Oberschenkel fallendes Seidenneglige abzustreifen.
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