09 - Der Mann im braunen Anzug by Agatha Christie

09 - Der Mann im braunen Anzug by Agatha Christie

Autor:Agatha Christie [Christie, Agatha]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-04-02T18:54:34+00:00


20

Ich fuhr zum Hotel, rannte die Treppe hinauf und klopfte an Suzannes Tür. Als sie mich erkannte, fiel sie mir um den Hals. «Anne, meine Liebe, wo hast du gesteckt? Ich war zu Tode erschrocken, als du nicht ins Hotel zurückkehrtest. Was hast du angestellt?»

Hastig erzählte ich ihr die ganze Geschichte.

«Und was sollen wir jetzt tun?», fragte sie.

«Ich weiß nicht recht», sagte ich nachdenklich. «Du fährst natürlich nach Rhodesien, um ein Auge auf Pagett zu haben…»

«Und du?»

Das war eben die Schwierigkeit. Befand sich Chichester auf der Kilmorden oder nicht? Stand er im Begriff, seinen ursprünglichen Plan auszuführen und nach Durban zu fahren? In diesem Fall konnte ich ihm mit dem Zug folgen. Es war allerdings auch denkbar, dass ihm mein Entkommen und auch mein nächstes Ziel, nämlich Durban, telegrafisch mitgeteilt wurde. Nichts leichter für ihn, als das Schiff bereits in Port Elizabeth oder in East London zu verlassen und so seine Spur gänzlich zu verwischen.

Eine verzwickte Sache!

«Auf jeden Fall könnten wir uns nach den Zügen nach Durban erkundigen», meinte ich.

Am Schalter erfuhr ich, dass der einzige Zug nach Durban um 20.15 Uhr abfuhr. So hatte ich Zeit genug, meine Entscheidung hinauszuschieben, und leistete Suzanne bei einem verspäteten Frühstück Gesellschaft.

«Bist du sicher, dass du diesen Chichester in jeder Verkleidung erkennen würdest?», fragte sie.

Ich schüttelte zweifelnd den Kopf. «Als ‹Stewardess› habe ich ihn jedenfalls nicht erkannt, und ohne deine Zeichnung wäre ich nie darauf gekommen, dass er es sein könnte.»

«Dieser Mann ist ganz bestimmt ein Berufsschauspieler», sagte Suzanne. «In Durban könnte er als Matrose oder als alte Dame von Bord gehen, und du würdest nicht einmal daran denken, ihm zu folgen.»

In diesem Augenblick gesellte sich Colonel Race zu uns.

«Was macht Sir Eustace?», fragte Suzanne. «Ich habe ihn den ganzen Morgen nicht gesehen.»

Ein seltsamer Ausdruck überflog sein Gesicht. «Er hat einige persönliche Schwierigkeiten, die ihn sehr beschäftigen.»

«Erzählen Sie!»

«Es sieht so aus, als ob der berüchtigte ‹Mann im braunen Anzug› die Reise auf der Kilmorden mitgemacht hätte.»

«Was?»

Ich fühlte, wie mir das Blut ins Gesicht schoss. Glücklicherweise blickte mich Colonel Race nicht an.

«Es scheint Tatsache zu sein. In jedem englischen Hafen hielt man Ausschau nach ihm – aber er brachte es fertig, Pedler so einzuwickeln, dass er ihn als Sekretär mitnahm.»

«Doch nicht Mr Pagett?»

«O nein, nicht Pagett, sondern dieser andere Bursche – Rayburn nannte er sich.»

«Hat man ihn verhaftet?», fragte Suzanne. Unter dem Tisch drückte sie beruhigend meine Hand. Ich wartete atemlos auf die Antwort.

«Nein. Es sieht so aus, als hätte er sich in Luft aufgelöst.»

«Wie verhält sich Sir Eustace?»

«Er scheint es als persönliche Beleidigung aufzufassen, die ihm das Schicksal zugedacht hat.»

Später ergab sich die Gelegenheit, Sir Eustaces eigene Ansicht über diese Sache zu hören. Er lud Suzanne und mich zum Tee auf seinem Zimmer ein.

Der arme Mann befand sich in einem bemitleidenswerten Zustand. Suzannes offensichtliches Mitgefühl brachte ihn dazu, seine ganzen Sorgen auszupacken.

«Erst besitzt eine völlig fremde Frau die Unverschämtheit, sich ausgerechnet in meinem Haus ermorden zu lassen – natürlich nur, um mir Schwierigkeiten zu bereiten. Was habe ich dieser Frau getan, dass sie



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