07-Die Runen der Erde by Stephen R. Donaldson

07-Die Runen der Erde by Stephen R. Donaldson

Autor:Stephen R. Donaldson
Die sprache: de
Format: mobi, epub
ISBN: 3453532546
Herausgeber: Heyne Verlag
veröffentlicht: 2011-05-21T00:21:42+00:00


12

Die Grenze des Wanderns

Für kurze Zeit verfiel Linden, die fast glaubte, durch ein Übermaß an Schmerz und Verwirrung verrückt werden zu müssen, selbst in eine Art Wahnsinn. Auf der ganzen Welt gab es keine Worte, die ihre Verzweiflung hätten schildern können. Auf Befehl von Mähnenhüterin Hami drängten mehrere ihrer Seilträger Stave von dem niedergestreckten Alten ab. Die Mähnenhüterin untersuchte Anele rasch, überzeugte sich davon, dass er nicht mehr voller Feuer war, und versicherte Linden dann, er sei nicht erschlagen, sondern nur bewusstlos. Vier Seilträger hoben ihn auf und schafften ihn fort, aber Linden sah ihm nicht nach. Sie begriff kaum, was um sie herum vorging.

Covenant hatte versucht, sie von jenseits des Todes zu erreichen. Sein Geist lebte irgendwo innerhalb der weit gespannten Möglichkeiten des Bogens der Zeit weiter. Unter anderen Umständen hätte sie es als tröstlich empfunden, dass er versucht hatte, sich mit ihr in Verbindung zu setzen; dass er sich bemüht hatte, ihre Gebete zu beantworten ... Aber er war so gewaltsam weggestoßen worden. Irgendeine brutale Macht hatte ihn fortgedrückt, als sei er gänzlich unbedeutend, irgendeinem bösen Wesen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Ebenso, wie Jeremiah sich in Lord Fouls Gewalt befand ...

Lindens Blick war von Tränen verschleiert; sie konnte sie nicht zurückhalten. Selbst wenn sie die Augen schloss, flossen sie ungehindert weiter. Sie konnte den Gedanken nicht ertragen, dass ihr verschollener Geliebter ihr zu helfen versucht hatte und zum Schweigen gebracht worden war.

Finde mich.

Liand kniete an ihrer Seite; er sprach leise zu ihr, bemühte sich, sie irgendwie zu trösten. Stave stand in der Nähe, ohne auch nur einen Anflug von Bedauern erkennen zu lassen. Zweifellos glaubte er, sie und die Ramen vor einem frühen Grab bewahrt zu haben. Vielleicht hatte er das sogar getan. Linden wusste es nicht; und es war ihr auch egal.

Es ist passend. Es ist richtig. Du bist die Einzige, die es schaffen kann.

Covenants Versicherung konnte sie jetzt nicht trösten – nicht mehr, seit sie gesehen hatte, was mit Anele passiert war.

Aber dann drückte einer der Seilträger Liand eine kleine Schale in die Hand. Als der Steinhausener die Heilsalbe der Ramen behutsam auf ihrem verbrannten Gesicht zu verteilen begann, stieg ihr der Duft von mit Wasser angeriebenem Amanibhavam in die Nase. Um Covenants willen gestattete Linden sich ein einziges raues Schluchzen, als ringe sie nach Luft, nach Leben. Dann kämpfte sie darum, sich aufzusetzen.

Du brauchst den Stab des Gesetzes, hatte ihr Geliebter ihr im Traum erzählt, doch dessen war sie sich bereits zuvor bewusst gewesen.

Sie hatte ihre Hilflosigkeit gründlich satt.

Liand half ihr aufzustehen; er blieb neben ihr, damit sie sich auf ihn stützen konnte, während sie sich allmählich sammelte. »Lass dir Zeit«, empfahl er ihr flüsternd. »Du bist völlig erschöpft und hast Verbrennungen. Ich kann keine schweren Verletzungen erkennen, aber ich bin kein Heiler und täusche mich vielleicht. Bestimmt verzichten die Ramen jetzt auf ihre Proben. Sie müssen einsehen, dass du nicht mehr ertragen kannst.«

Linden schluckte trocken, um freier atmen zu können. Offenbar kannte Liand sie noch nicht sehr gut. Dann schob sie seine Hand mit der Schale weg.



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