060 by Die Stadt der dreizehn Türme

060 by Die Stadt der dreizehn Türme

Autor:Die Stadt der dreizehn Türme [Türme, Die Stadt der dreizehn]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-21T17:53:55+00:00


Weitere Barbaren passierten, folgten weiter dem ausgewaschenen Flußbett. Sekunden später hatte auch der letzte den Höhleneingang hinter sich gelassen.

Dann passierte es doch …

Ygarrths Zentaur ließ auf einmal einen schrillen, durchdringenden Heulton vom Stapel.

Und dieses Heulen hätte selbst ein Tauber gehört. Ruckartig brachten die Barbaren ihre Reittiere zum Stehen.

»Shit!« sagte Mike Hunter aus tiefstem Herzen.

*

Wie gewohnt hatte Mary-Ann Murchison längere Zeit nicht ein-schlafen können. Die Furcht, daß dieses Scheusal Phruug nach ihr schicken würde, um sie in sein Bett zu holen, veranlaßte sie, sich ru-helos hin und her zu wälzen. Schließlich aber gewann die Müdigkeit doch die Überhand. Wie es schien, ließ der Sohn des Turmherrn sie in dieser Nacht mal in Ruhe. Sie sank in einen Schlaf, in dem ein Alptraum den anderen jagte. Allerdings waren diese Alpträume im Grund genommen auch nicht schrecklicher als die Wirklichkeit.

Mary-Ann wußte nicht, wie lange sie geschlafen hatte, als sie plötzlich hochfuhr.

Greller Lichtschein stach ihr in die Augen. Geblendet ließ sie die Lider nach unten sinken.

Im nächsten Augenblick wurde sie roh an der Schulter gepackt und unsanft gerüttelt.

»Steh auf, du!« sagte einer der beiden Uunras, die mit einer Fackel neben ihrem Lager standen.

Phruug! schoß es dem Mädchen durch den Kopf. O nein, nicht schon wieder!

Aber ihr innerliches Flehen half natürlich nichts. Selbst wenn sie ihre Qual in Worte gefaßt hätte, wäre dies ohne jede Wirkung geblieben. Die Uunra waren gegen menschliches Leid vollkommen immun. Sie führten ihre Befehle aus, sonst nichts.

Resigniert schlug sie die Decke zurück und erhob sich von ihrem Lager. Sie trug ein einteiliges, flauschiges Nachtgewand, das sie jetzt vor der Brust zuband. Aber dies war eigentlich nur eine leere Geste.

Die Uunra interessierten sich nicht für ihre weiblichen Reize. Und der Sohn des Turmherrn würde ihr das Gewand in hemmungsloser Gier ohnehin gleich vom Leib fetzen.

Sie schlüpfte in ein paar flache Schuhe und folgte dann den Faltenköpfigen, die bereits zur Tür gegangen waren.

Phruugs Schlafraum lag zwei Stockwerke tiefer als ihr eigener.

Automatisch wollte Mary-Ann ihre Schritte schon zu der abwärts führenden Treppe lenken. Aber der Uunra mit der Fackel hinderte sie daran.

»Hier entlang«, schnarrte er kehlig und deutete auf die Stufen, die nach oben strebten.

Mary-Ann war überrascht.

Nach oben?

War es nicht Phruug gewesen, der nach ihr geschickt hatte? Sothoth vielleicht? Nein, auch dessen Räume befanden sich in einem der etwas weiter unten liegenden Geschosse. Aber es lebten natürlich noch eine ganze Reihe von anderen Zoronen in diesem Turm.

Vielleicht war sie in dieser Nacht für einen von diesen bestimmt.

Eine Sklavin, wie sie es war, hatte da gar keine Wahl.

»Komm schon!« kommandierte der Uunra, der langsam ungeduldig wurde.

Ergeben schritt Mary-Ann in die Richtung, die ihr die beiden Faltenköpfigen vorschrieben, und schickte sich an, die steinernen Treppenstufen zu betreten.

Der Turm, ein Wahrzeichen zoronischer Macht, das die Uunra in unermüdlicher Fronarbeit errichtet hatten, war hoch, sehr hoch sogar. Im heimischen Blairgowrie gab es Gebäude dieser Größenord-nung nicht. Man hätte schon nach Edinburgh oder Glasgow gehen müssen, um höhenmäßig etwas Vergleichbares zu finden. Mary-Ann wußte es nicht genau, aber sie schätzte, daß die zoronischen Türme bis zu dreißig Stockwerke aufwiesen, deren Grundfläche immer kleiner wurde, je höher man nach oben kam.



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