06 - Bluthunger by Jim Butcher

06 - Bluthunger by Jim Butcher

Autor:Jim Butcher [Butcher, Jim]
Die sprache: deu
Format: epub


24. Kapitel

Ich hatte damit gerechnet, Genosa in ausgesprochen mieser Verfassung vorzufinden, doch anscheinend hatte ich vorübergehend das Monopol auf unruhige Nächte in Chicago. Mit Hosen und einem Poloshirt bekleidet, perfekt frisiert und bester Laune erwartete er mich an der Tür, als ich das Studio erreichte. Kaum dass ich ausgestiegen war, begrüßte er mich mit einer gewaltigen europäischen Umarmung.

„Der malocchio hat wieder zugeschlagen“, sagte er. „Gerstern Abend, als Sie hinausgelaufen sind, nicht wahr?“

„Und ob“, bestätigte ich.

Er leckte sich nervös über die Lippen. „Wen hat es getroffen?“

„Inari, aber ihr ist nichts passiert.“

Arturo blinzelte verdutzt. „Inari? Das ist verrückt. Sie stellt doch für niemanden eine Bedrohung dar.“

Eine angehende Sukkuba – da konnte man anderer Meinung sein. „Es muss einen Grund dafür geben, dass sie das Ziel war. Wir kennen ihn nur noch nicht.“

„Sie ist noch ein Kind“, erklärte Genosa, und zum ersten Mal, seit ich ihn kannte, schien er wirklich wütend zu werden. Das war bemerkenswert. Wenn ein freundlicher Mann zornig wird, dann kommen die Dinge in Bewegung. „Haben Sie schon eine Ahnung, wer dahintersteckt?“

„Noch nicht.“ Ich klappte die Kofferraumhaube des Käfers auf. „Es geht hier offensichtlich nicht nur ums Geschäft. Der Täter hat persönliche Motive. Ich glaube, sie werden es heute Morgen wieder versuchen, aber dann habe ich eine nette Überraschung.“

„Kann ich Ihnen irgendwie helfen?“

„Beginnen Sie mit den Aufnahmen wie gewöhnlich. Ich muss einen eigenen Zauber vorbereiten.“

Daraufhin runzelte Arturo die Stirn und machte eine ausgesprochen besorgte Miene. „Kann ich wirklich nichts weiter tun?“

„Im Augenblick nicht.“

Er seufzte. „Na schön. Möge Ihnen Fortuna hold sein, Mister Dresden.“

„Es gibt keinen Grund, warum sie ausgerechnet jetzt damit anfangen sollte“, erwiderte ich. Trotzdem lächelte ich ihn aufmunternd an.

Der Regisseur kehrte ins Gebäude zurück, und ich folgte ihm ein paar Minuten später mit einer fünfzehn Meter langen Kreideschnur, einem Spiegel, einer Schachtel Alufolie und einem halben Dutzend Kerzen. Jake Guffie lümmelte in dunkelgrauen Unterhosen und einem weiten seidenen Hausmantel vor dem Aufnahmestudio herum. Er war mit einer Flasche Gatorade und einem Taschenbuch ausgerüstet und hatte sich lässig auf einem Stuhl niedergelassen, um Ruhe und Zuversicht auszustrahlen. Ich weiß auch nicht, wie ich auf die Idee kam, dass die Pose nicht echt war.

„Jake“, sagte ich. „Genau dich habe ich gesucht.“

Er fuhr auf wie eine nervöse Katze und starrte mich vorwurfsvoll an. „Oh, Harry. Guten Morgen. Was kann ich für dich tun?“

„Ich könnte tatsächlich bei einer Sache deine Hilfe brauchen. Es wird etwa zehn Minuten dauern.“

„Was denn?“ Er beäugte mich mit schief gelegtem Kopf.

Ich zögerte kurz, dann zuckte ich mit den Achseln. „Ich richte eine Verteidigung ein, die uns vor der bösen Magie schützen soll.“

„Ähm.“ Jetzt kniff er die Augen zusammen. „Ich will ja nicht deiner Religion gegenüber respektlos erscheinen, Mann, aber hast du dir vielleicht das Müsli mit LSD gezuckert?“

„Was soll ich dazu sagen, Jake? Ich bin verrückt, aber harmlos. Hilf mir, mit Kreide ein paar Linien auf den Boden zu zeichnen, dann bist du mich wieder los.“ Ich malte mit dem Finger ein großes X auf meine Brust. „Großes Ehrenwort.“

Der Schauspieler sah sich um und suchte womöglich einen Vorwand, sich zu drücken, schüttelte jedoch schließlich den Kopf und stand auf.



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