05 Bones in Afrika by Wallace Edgar

05 Bones in Afrika by Wallace Edgar

Autor:Wallace, Edgar [Wallace, Edgar]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2010-11-12T23:00:00+00:00


Der Fetischmast

Der Häuptling N'gori hatte einen Sohn, der hinkte und trotzdem lebte. Dies war eine merkwürdige Tatsache in einem Lande, wo Krüppel so verachtet waren und offensichtliche körperliche Gebrechen die sicherste Anwartschaft auf die Abberufung zum Himmel bedeuteten.

M'fosa wurde in einem Fischerdorf geboren zu einer Zeit, da alle Kräfte des Akasava-Volkes angespannt waren, um die Überfälle der N'gombi abzuwehren. Die N'gombileute wurden damals von dem kriegerischen Häuptling Gosimalino geführt, der auch andere Stämme zu Verteidigungskriegen zwang. Er besaß die Herrschaft über das Stromgebiet des Weißen Flusses vom Gebiet des Alten Königs bis südlich zu den Inseln der kleineren Isisi.

M'fosa war drei Monate alt, als Sanders mit seinen Soldaten kam und Gosimalino an einen hohen Baum hängte, seine Dörfer niederbrannte, seine Ernten zerstörte und die Überreste seines einst nahezu unbesieglichen Heeres in die wenig bekannten Schlupfwinkel des Itusiwaldes trieb.

Unter Sanders' wohltätigem Schutz wuchs M'fosa zum Mann heran, obgleich viele Versuche gemacht wurden, ihn in abgelegene Wasserstraßen zu locken, wo Krokodile den Krüppel hätten verschwinden lassen, ohne daß es großes Aufsehen erregt oder sich jemand darum gekümmert hätte.

Der Anführer der Leute, die M'fosa nach dem Leben trachteten, war Kobolo, ein Onkel des Knaben und N'goris eigener Bruder. Einst hatte dieser unzufriedene Mann mit mehreren Verwandten M'fosa in einen Hinterhalt gelockt. Als sie auf dem Wege zu den Inseln in der Mitte des breiten Stromes waren, um M'fosa die Augen auszustechen, traf es sich, daß Sanders des Weges kam.

Er ließ die gesamte männliche Bevölkerung des Dorfes, in dem M'fosa lebte, schwer arbeiten. Sie mußten eine große Fichte umhauen, die unheimlich weit entfernt von ihrem Dorfe stand. Es dauerte eine Woche, bis sie die Äste und Zweige abgehauen und die Oberfläche des Baumes geglättet hatten. Eine weitere Woche brauchten sie dazu, um den langen Stamm durch den Wald zu schleppen (Sanders war teuflisch genug, den Baum in einem möglichst unzugänglichen Teil des Waldes zu wählen). Die dritte Woche brachten sie damit zu, große Löcher zu graben und den Baum aufzurichten.

Aber Sanders war nicht leicht zufriedenzustellen. Über die breiten, braunen Rücken rann der Schweiß, als sie den großen Flaggenmast aufstellten. Kaum war diese Arbeit beendet, als der hohe Herr Sandi seine Meinung änderte und den Baum an einer anderen Stelle aufrichten ließ. Der Distriktsgouverneur kam in kurzen Zwischenräumen, um sich von dem Fortgang der Arbeit zu überzeugen. Schließlich war der ungeheure Mast aufgestellt, und die Dorfbewohner atmeten erleichtert auf.

»O Herr, sage mir, warum errichtest du diesen großen Baumstamm?« hatte N'gori gefragt.

»Er ist für den errichtet«, sagte Sanders, »der M'fosa, deinem Sohn, etwas zuleide tut, denn er soll daran aufgehängt werden. Und wenn mehr als ein Mann an einem solchen Mord beteiligt ist, dann will ich noch einen anderen Baum abschlagen und durch den Wald bringen lassen, und ihn an einem zweiten Platz aufstellen, damit ich den nächsten daran aufknüpfen kann, und so fort. Alle Leute sollen wissen, daß dieser hohe Mast ein Fetisch ist. Er wird die bösen Herzen der Leute bewachen und mir all ihre Gedanken verraten, die guten und die bösen. Dann sage ich dir, dieser Fetisch besitzt Zauberkraft.



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