038 by Die Krone der Götter (Teil 3 von 3)

038 by Die Krone der Götter (Teil 3 von 3)

Autor:Die Krone der Götter (Teil 3 von 3) [Götter, Die Krone der]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2011-11-21T17:52:50+00:00


lich ganz von der Liege. Seltsam, niemand hinderte sie daran. Die Orlonen standen da wie Wachsfiguren.

»Blick nach oben, meine Tochter«, hörte Damona erneut die Stimme sprechen. Diesmal war sie angefüllt mit Spott und Hohn.

Jede körperliche oder geistige Fiber sträubte sich in Damona, diesem Befehl zu folgen. Aber so sehr sich ihr Wille auch anstrengte –

er glich nur dem Versuch eines Stäubchens, das sich anmaßt, einem Sturmwind trotzen zu können.

Ihr Gesicht hob sich. Ihre Augen erfaßten den Schrein auf der Estrade. Seine dämonische Ausstrahlung wirkte auf Damona wie ein übler Brodem. Alles in ihr krampfte sich zusammen, als eine unbekannte Macht sie zwang, ihre Augen noch weiter nach oben zu erheben. Sie ahnte, daß ihr gleich ein schrecklicher Anblick zuteil werden würde.

Manchmal sieht sich ein Mensch in eine Situation hineingestellt, die mit bloßen Worten nicht zu beschreiben ist. Hier versagt die Sprache – keinen Stilschicht ist in der Lage, eine nur annähernd zu-treffende Schilderung zu bieten.

Genau das trat ein, als Damona von einem mächtigen Willen gezwungen wurde, in die Augen eines Gottes zu schauen. Alle Empfindungen in ihr schwanden dahin, übrig blieb nur das betäubende Gefühl einer absoluten Leere. Jedes Denken in ihr erlosch. Von einem Augenblick zum anderen war ihr Gehirn nicht mehr in der Lage, Gedanken zu produzieren. Statt dessen überschwemmte sie ein Gefühl der Angst, das sie in dieser Form noch nie kennengelernt hatte. Vielleicht war es jene tiefe Urangst, die schon in den Geschöpfen wohnte, die in der Morgenröte der Menschheitsgeschichte lebten.

Damona keuchte laut auf. Sie taumelte unter dem schwarzen Strom der Furcht, der sich reißend in ihre Seele ergoß. Doch ihre Augen blieben unverrückbar auf SETH gerichtet.

Ein leises, melodisches Lachen erscholl. In den schrecklichen Augen blitzte es befriedigt auf. Und dann wurde aus dem leisen ein brüllendes Lachen. Ein Lachen, in dem die Schadenfreude eines ganzen Universums enthalten war.

»Du wirst das Weib des obersten Orlonen werden«, spottete SETH. »Schon in wenigen Tagen bist du Herrscherin über Yllnoor.

Und ich werde dafür sorgen, daß du Xliin, deinem Gatten, zahlreichen Nachwuchs bescheren wirst.«

Wieder ertönte das brüllende Lachen. Als es schließlich verstummte, wandte sich der Gott an den Oberpriester.

»Bereite alles vor!« befahl er mit herrischer Stimme. »In einem Monat ist es soweit. Dann ist der Augenblick einer besonders günstigen kosmischen Konstellation gekommen. Bereite vorher einen Trank aus den Früchten des Yllab-Baumes. Die Zeit reicht gerade aus.« In SETHS Augen glomm ein düsteres Licht auf. »Der Trank wird sie zu einer liebestollen Circe machen.«

Xliin neigte demütig sein Haupt.

»Alles geschieht so, wie Ihr es wollt«, flüsterte er leise.

Doch SETH war noch nicht am Ende seiner Befehle.

»Ich will, daß sich neben dem Obersten orlonischen Rat hier auch die Oberherrn der verbündeten Reiche einfinden. Auch sie sollen das Schauspiel miterleben. Ob sie wollen oder nicht, sie müssen daran teilnehmen!«

Wieder verneigte sich Xliin.

»Es wird uns nicht schwer fallen, alle Vorbereitungen so zu treffen, wie unser Gott es wünscht.« Der Oberpriester blieb in gebeugter, abwartender Haltung stehen.

Doch kein weiterer Wunsch SETHS drang an sein Ohr. Auch die Stille war plötzlich eine andere. Sie war nicht mehr durchtränkt von der imperialen Ausstrahlung eines Gottes.



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