038 - Bis die Ratten dich zerfetzen by Larry Brent

038 - Bis die Ratten dich zerfetzen by Larry Brent

Autor:Larry Brent [Larry Brent]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Wie von Sinnen fing sie an zu rennen. Ein Schluchzen ließ ihren Körper erbeben, und sie merkte, wie die Furcht ständig zunahm. Man mußte sie doch hören, wenn sie schrie, fieberte es in dem aufgepeitschten Gehirn der jungen Frau. Wollte man sie nicht hören? In ihrer Verzweiflung kamen ihr die unsinnigsten Gedanken. Sie wußte nicht, was sie noch machen sollte.

Helen Powell taumelte durch die Finsternis. Die Reporterin stolperte über einen Felsblock und schlug der Länge nach hin.

Benommen blieb sie minutenlang liegen und spürte, wie die feuchte Kälte durch ihre dünne Kleidung kroch. Schweratmend erhob sie sich schließlich wieder. Ihre Hände waren zerschunden und bluteten. Sie hatte sich an dem scharfen Gestein verletzt.

Helen wischte sich über das Gesicht und vermengte das Blut von ihren Händen mit dem Angstschweiß, der ihre Züge bedeckte. Wahnsinn flackerte in den Augen der Reporterin.

Lange hielt sie das nicht mehr durch. Sie war am Ende ihrer Kraft.

Wie ein Stromstoß ging es plötzlich durch ihren Körper, als sie erkannte, daß es nicht mehr so stockfinster war wie vorhin. Ganz schwach vermochte sie die Umrisse der bizarren Felsblöcke zu erkennen. Es gab ein schwaches, graues Licht in der Höhle.

Tageslicht?

Helen Powells Erregung wuchs. Hatte sie es doch noch geschafft, endlich, nach über einer Stunde der Qual, Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit?

Sie konnte kaum noch gehen. Ihre Beine versagten den Dienst. Wankend und keuchend schob sie sich an der Felswand entlang. Vor ihr war ein Licht, das durch irgendeine Öffnung des Berges zu fallen schien.

Aber es war noch weit. Der Weg, den sie zurücklegen mußte, war beschwerlich. Und dann erreichte sie endlich die Stelle, an der das Licht am stärksten war. Es fiel durch einen hohen Schacht, und Helen hatte das Gefühl, am Fuß eines tiefen, trockengelegten Brunnens zu stehen.

Die Röhre war fast rund und gewaltig in ihren Ausmaßen. Überall in der Wand waren Risse, Spalten und Löcher.

Die Reporterin stieß mit dem Fuß gegen irgend etwas, das klapperte und schepperte. Es hörte sich an wie trockene Knochen. Unwillkürlich senkte sie den Blick. Eine eiskalte Hand griff nach ihrem Herzen.

Es waren Knochen! Abgenagt und gebleicht. Das Gerippe eines Menschen!

Mit einem gellenden Aufschrei wich Helen Powell zurück und blieb wie erstarrt an die Wand gepreßt stehen.

Da waren noch mehr Knochen von Menschen! Totenschädel mit leeren Augenhöhlen grinsten sie an. In dem grauen, diffusen Licht erhielt die Szenerie einen geisterhaften Anstrich. Es war eine seltsame Mischung aus Licht und Schatten, in der die junge Dame eine furchtbare Entdeckung machte.

Zwischen den Knochen lag ein Skelett, an dem es noch Fleischreste gab. Eine Hand war nur angefressen, und auch die Kleidung, die zerfetzt das Knochengerüst umschlotterte, war noch nicht verrottet.

An der Hand steckte ein Ring, den Helen Powell nur zu gut kannte. Auch die Kleidung des Toten war ihr nicht fremd.

»Ted«, murmelte sie leise.

Helen Powell war einer Ohnmacht nahe.

»Das kann nicht sein«, flüsterte sie. Ihre bleichen Lippen zuckten. »Ted? Hier?«

Sie wollte es nicht wahrhaben, aber es war unmöglich, die Augen vor den Tatsachen zu verschließen.

Man hatte ihn den Ratten zum Fraß vorgeworfen! Die esoterische Geschichte des alten Doree



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