033 - Die Pestburg by Ernst Vlcek Neal Davenport und Uwe Voehl

033 - Die Pestburg by Ernst Vlcek Neal Davenport und Uwe Voehl

Autor:Ernst Vlcek, Neal Davenport und Uwe Voehl [Ernst Vlcek, Neal Davenport und Uwe Voehl]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Drittes Buch

In der Folterkammer des Hexenjägers

»Matthias, Matthias! Hilf mir ...!«

Wieder und wieder hörte er ihre Stimme. Er watete durch vollkommene Dunkelheit. Die Stimme — Libussas Stimme — schien aus allen Richtungen zugleich zu kommen.

»Matthias! Rette mich, bitte ...!«

Sie musste sich in großer Gefahr befinden. Sie hatte Angst. Fürchterliche Angst.

Dabei konnte er nicht sagen, ob sie nicht vielleicht auch Schmerzen hatte. Er ballte die Fäuste ob seiner Machtlosigkeit.

»Wo bist du, Libussa? Wie kann ich dich finden?«

Finden, finden, finden ...

Er hörte seine eigenen Worte, die ihn wie ein Echo zu verhöhnen schienen, und tastete sich unentschlossen weiter durch die Dunkelheit voran.

»Ich bin hier! Hier!«

Hier, hier, hier, schrien die Wände.

»Libussa!«, rief er verzweifelt.

Plötzlich spürte er, wie etwas näher rückte. Wie die Dunkelheit sich mehr und mehr zusammenballte. Der Boden erzitterte unter der Ankunft einer riesigen, bösartigen Wesenheit. Die Finsternis legte sich wie vergifteter Rauch auf seine Lungen.

Er vernahm ein Lachen. Ein höhnisches, siegessicheres Lachen. Da wusste Dorian, dass er verloren hatte. Er kam zu spät. Er konnte Libussa nicht mehr retten. Ein letztes Mal rief er verzweifelt ihren Namen.

»Libussa!«

Libussa, Libussa, Libussa.

Sie antwortete nicht mehr.

***

»Dorian!«

Er schrak auf, saß kerzengerade im Bett. Im ersten Moment glaubte er sich noch immer von Dunkelheit umgeben. Dann erblickte er Coco. Die Hexe saß neben ihm im Bett, hielt beruhigend seine Schulter umfasst. In ihrem durchsichtigen Nachthemd, unter dem sich die großen Brüste abzeichneten, sah sie verführerischer aus denn je, aber dafür hatte Dorian im Moment keinen Sinn.

»Du hast wieder geträumt«, stellte Coco fest. »Du hast im Schlaf ihren Namen gerufen. Libussas Namen!«

Nur allmählich gelangte Dorian wieder in die Realität zurück. »Es war anders als die ersten Träume«, sagte er schließlich. »Ich konnte nichts sehen. Ich tappte in vollkommener Dunkelheit umher und hörte Libussa um Hilfe rufen. Sie rief immer wieder nach Matthias. Und dann ...« Er kam ins Stocken.

»Und dann? Was passierte dann?«, bohrte Coco nach.

»Jemand — oder etwas — näherte sich. Ich spürte plötzlich eine abgrundtief teuflische Präsenz. Sie nahm mir buchstäblich den Atem.«

»Luguri?«, forschte Coco, aber Dorian schüttelte den Kopf.

»Das glaube ich nicht. Ich glaube einfach nicht, dass er es schafft, in meine Träume einzudringen.« Er griff zu einer Player’s, zündete sie an und inhalierte tief.

»Was war es denn nun?«, hakte Coco nach. »Ein Traum? Kein Traum?«

»Zumindest kein gewöhnlicher Traum«, antwortete Dorian nachdenklich. »Ich hatte das Gefühl, dass Libussa nach mir ruft — und zwar aus der Vergangenheit.«

»Das glaube ich nicht«, sagte Coco entschieden. »Du sagst selbst, dass sie nicht deinen jetzigen, sondern deinen vergangenen Namen gerufen hat.«

»Ja, das finde ich ja auch merkwürdig. Die einzige Erklärung wäre die, dass sie damals nicht wusste, wie ich dreieinhalb Jahrhunderte später heißen würde. Jedenfalls war es keiner jener Träume, die ich schon einmal hatte. Bisher hat Olivaro sein Wort gehalten, und ich bin von ihnen verschont geblieben. Nein, es scheint mir ein echter Hilferuf aus der Vergangenheit zu sein.«

»Und was willst du jetzt tun? In die Vergangenheit reisen? Die Zeitmaschine ist leider noch nicht erfunden worden.« Coco stockte, schien plötzlich eine andere Idee zu haben. »Und was ist, wenn Zicci dahintersteckt?«

Dorian schüttelte den Kopf.



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