031 - Der Puppenmacher by Ernst Vlcek

031 - Der Puppenmacher by Ernst Vlcek

Autor:Ernst Vlcek
Die sprache: de
Format: mobi, epub
veröffentlicht: 2013-09-07T22:00:00+00:00


Chapman fuhr zum nächsten Polizeirevier. Von dort aus setzte er sich telefonisch mit seiner Dienststelle in Verbindung und verlangte eine Exhumierung der Leiche Edgar Palmers.

Zuerst versprach man ihm die Erlaubnis für die Exhumierung bis morgen früh, als Chapman jedoch ein wenig Druck ausübte, wurde ihm die Erledigung der Formalitäten für den frühen Nachmittag garantiert. Das war nach Chapmans Meinung immer noch reichlich spät, aber schneller ging es nicht einmal für einen Secret Service Agenten. Er beschloß, die ihm verbleibende Zeit mit einer Besichtigung von Palmers Grab zu nutzen, um sich einen Überblick über die Gegebenheiten auf dem Friedhof zu verschaffen. Vielleicht konnte er sich auch diese oder jene Information beschaffen. Ein Konstabler, der ohnehin auf Streifendienst mußte, begleitete ihn im Wagen und zeigte ihm den Weg.

Der St. Anthony Friedhof war nicht besonders groß. Er war von einer verfallenden Steinmauer umgeben und lag eingebettet in einen Wald. Es führte nur eine gewundene Schotterstraße zu dem einzigen Eingang. Der Parkplatz, der maximal dreißig Autos fassen konnte, war leer.

Nachdem Chapman den Wagen abgestellt hatte, ging er zum Pförtnerhaus. Es war abgeschlossen. Er blickte durch das staubige Fenster, konnte jedoch niemanden erblicken. So betrat er auf gut Glück den Friedhof. Vielleicht begegnete er einem Gärtner oder einem Besucher, der ihm den Weg zu Edgar Palmers Grab zeigen konnte.

Chapman schritt gemächlich die verhältnismäßig breite Allee entlang, sah sich immer wieder um, konnte aber zwischen den Grabreihen keine Menschenseele entdecken. Außer dem Krächzen der Krähen war nichts zu hören. Die Luft war frostig kalt, die Bäume und Sträucher waren mit Rauhreif überzogen. Vielleicht würde es bald schneien. Es war auch höchste Zeit, denn Weihnachten stand vor der Tür. Nach dem schneereichen November hatte man eigentlich auch mit weißen Weihnachten gerechnet.

Chapman hatte fast vollkommen den Grund seines Hierseins vergessen. Doch plötzlich wurde er wieder daran erinnert.

Keine dreißig Meter links von ihm erhob sich inmitten von kahlen Sträuchern und niedrigen Nadelbäumen ein Gebäude: die Aufbahrungshalle; dahinter lag eine kleine Kapelle.

Vielleicht befand sich in der Aufbahrungshalle jemand, der ihm Auskunft geben konnte. Chapman schritt darauf zu. Als er nur noch wenige Meter von der Eingangstür entfernt war, stutzte er plötzlich. Ihm war, als hätte er ein Geräusch gehört. In seinem Rücken. Er wirbelte herum und griff automatisch unter seine Achsel, wo seine Pistole im Halfter steckte. Aber er zog die Waffe nicht; das Geräusch war nur von einer Krähe verursacht worden.

Chapman lächelte gelöst und wandte sich wieder der Aufbahrungshalle zu. Die Tür war nicht abgeschlossen. Sie öffnete sich unter dem Druck seiner Hand quietschend. Auf der Schwelle blieb er erst einmal stehen, um seine Augen an das Halbdunkel zu gewöhnen.

Noch bevor er die schattenhaften Umrisse des Mannes erkennen konnte, sprach ihn dieser an.

»Sie sind früher als erwartet eingetroffen, Mr. Chapman«, sagte der Unbekannte mit leicht südländischem Akzent.

Chapman zog blitzschnell seine Waffe. Seine Augen hatten sich inzwischen an das Dämmerlicht gewöhnt. Der Mann vor ihm war klein und drahtig. Er hatte einen dunklen Teint, und sein schwarzes Haar war pomadisiert. Er war Chapman auf Anhieb unsympathisch, aber mehr noch spürte er instinktiv die Gefahr, die von ihm ausging.



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