03. Yelena und die verlorenen Seelen by Maria V. Snyder

03. Yelena und die verlorenen Seelen by Maria V. Snyder

Autor:Maria V. Snyder
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: Mira Taschenbuch Verlag
veröffentlicht: 2012-01-10T12:55:22+00:00


19. KAPITEL

Nachdem wir die Burg erreicht hatten, warteten wir zunächst im äußeren Hof. Die Burgbewohner musterten uns mit neugierigen Blicken. Bestimmt würden sich die Dienstboten bald das Maul über uns zerreißen und Vermutungen darüber anstellen, wer wir waren – mich erkannten sie offensichtlich ohne meine Vorkoster-Uniform nicht – und warum wir gekommen waren.

Stallburschen kamen herbeigelaufen, um sich um die Pferde zu kümmern. Ich wollte bei Kiki bleiben, aber man befahl uns, in die Burg hineinzugehen und dort auf unser Treffen mit dem Commander zu warten.

Meine Begleiter staunten nicht schlecht über die merkwürdige Architektur des Gebäudes. Mit seinen zahlreichen Etagen, die aus ungewöhnlichen geometrischen Formen zusammengesetzt waren, wirkte die Burg wie ein gigantisches Kinderspielzeug. Über dem rechteckigen Grundriss erhoben sich Quadrate, Dreiecke und sogar Zylinder, die aussahen, als seien sie zufällig übereinandergestapelt worden. Auf einigen Ebenen waren alle drei Formen vermischt. Auch die Fenster der Burg, einige von ihnen achteckig oder sogar oval, waren ein sichtbarer Beweis dafür, dass der Architekt kühne geometrische Konstruktionen liebte.

Vor einem Jahr hatte ich die Burg zuletzt gesehen. Sie war ein Teil meines Alltags gewesen, und deshalb hatte ich mich allmählich an den bizarren Stil gewöhnt. Jetzt aber versetzte mir der Anblick einen Schock, und mich beschlich ein unbehagliches Gefühl.

Lediglich die vier Ecktürme vermittelten dem Betrachter den Eindruck von Symmetrie. Sie ragten einige Stockwerke über das Hauptgebäude empor, und ihre Fenster bestanden aus einem bunten Glasmosaik. Verblüfft blieb ich stehen, als mir die Ähnlichkeit der Burg mit dem Bergfried der Magier auffiel: Er hatte ebenfalls vier Ecktürme. Was für ein seltsamer Zufall!

Ein Diener führte uns in einen ungemütlichen, spärlich möblierten Warteraum. Ein kleiner Imbiss wurde serviert. Aus alter Gewohnheit prüfte ich das Getränk und erntete überraschte Blicke von Leif, als ich mit dem Saft gurgelte. Er betrachtete die kahlen Wände und überlegte wahrscheinlich, wo die berühmten Gemälde und goldgerahmten Spiegel geblieben waren. Vermutlich hatte Commander Ambrose sämtliche Schätze, die aus der Ära des Königs stammten, vernichten lassen. Oder hatte er sie etwa zu Geld gemacht? Ich erinnerte mich an eine Bemerkung von Cahil, der von den Summen gesprochen hatte, die nötig waren, um Ixia zu unterstützen.

„Und hier hast du gelebt?“, staunte Leif.

Ich nickte. „Zwei Jahre lang.“ Eines davon im Verlies. In Sitia wussten nicht viele Menschen über Reyad Bescheid. Einzelheiten aus jener Zeit behielt ich vorsichtshalber für mich. Den meisten Ixianern war jedoch klar, dass ich Reyad getötet hatte.

„Und wo hast du gelebt?“

„Ich hatte ein Zimmer in Valeks Wohnung.“

Leif warf mir einen ungläubigen Blick zu. „Junge, Junge, du hast wirklich Nägel mit Köpfen gemacht.“

„Und du machst dir zu viele Köpfe“, entgegnete ich schnippisch. Eines Tages würde ich ihm und meinen Eltern von meinen Torturen erzählen. Aber nicht heute.

Leif geriet ins Grübeln. Tauno döste auf einem der Holzstühle. Wie gelang es dem Sandseed bloß, sich auf so schmalem Raum zusammenzukauern und dennoch zufrieden zu wirken? Seitdem wir zusammen unterwegs waren, hatte er sich offensichtlich an das Leben in geschlossenen Räumen gewöhnt.

Mondmann dagegen rutschte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. War es die Enge der Umgebung oder



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