03 - Der kopflose Engel by Daniel Scholten

03 - Der kopflose Engel by Daniel Scholten

Autor:Daniel Scholten [Scholten, Daniel]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2013-02-24T16:00:00+00:00


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Kjell wusste nicht, wie lange er gelesen hatte, als es an der Tür klopfte.

Henning steckte den Kopf herein. „Tomas und Außenministerium.“

Die Tür schwang auf. Reichspolizeichef Tomas Liljemark trat ein und nickte. Mit dieser Geste konnte er zugleich grüßen und verhindern, dass sein seinen Kopf gegen dem Türsturz stieß. Den Mann hinter ihm hatte Kjell noch nie gesehen. Das schien ihm Tomas anzusehen.

„Staatsrat Amberg war so freundlich, selbst herzukommen“, erklärte Tomas. „Brynolf, nimm doch gleich hier Platz. Gleich kommt Kaffee, und dann machen wir es uns schön gemütlich.“

Kjell und Brynolf gab sich die Hand, während Tomas die Tür schloss.

„Kann ich davon ausgehen, dass nichts nach außen dringt, wenn die Akte heimlichgestempelt ist?“, lautete Brynolfs erste Frage.

„Du kannst es auf jeden Fall hoffen“, sagte Kjell

Die Tür schwang erneut auf und Henning trippelte mit einem Tablett herein. Die kleinen Tassen mit den Untertellern konnte er nur bei Ragnar ausgeliehen haben. Nach dem Einschenken verschwand Henning wieder.

„Streng genommen dürft ihr gar nicht mehr ermitteln“, sagte Brynolf nach einem Anstandsschluck aus seiner Tasse. Er hob anerkennend die linke Augenbraue, wie in einem Kaffeewerbefilm. „Ist euch das klar?“

„Etwas Milch dazu?“, lautete Kjells Gegenfrage.

Brynolf Amberg hob die Hand, um die Lage zu beschwichtigen und die Milch abzulehnen. „Die Regierung muss Möglichkeiten ersinnen, was bald folgen kann.“

„Was kann denn folgen?“, fragte Kjell.

„Wenn du Maero eine Beteiligung am Tod der Frau nachweist, werden wir ihn nach Hause schicken.“

Kjell runzelte die Stirn. „Ich habe Zweifel, ob sich das je beweisen lässt.“

„Es reicht, wenn wir uns sicher sind. Um dem Botschafter das Vertrauen zu entziehen, benötigen wir keine gerichtsfesten Beweise. Wir müssen es der italienischen Regierung jedoch erklären können, damit unsere Entscheidung nicht willkürlich erscheint.“

Kjell hatte nicht mit einer solchen Entschiedenheit beim Außenministerium gerechnet. „Und das wollt ihr wirklich tun?“

„Natürlich. Die Zusammenarbeit mit dem Botschafter ist für Schweden sehr wichtig. Wenn das Vertrauen belastet ist, muss Maero ersetzt werden.“

„Darf ich ganz ehrlich sein? Maero hat mit der Sache zu tun, aber ob ihm etwas vorzuwerfen ist, weiß ich noch gar nicht.“

„Wenn wir uns auf eine diplomatische Krise einstellen müssen, sollten wir rechtzeitig davon erfahren.“

„Du glaubst, dass Spionage oder etwas Ähnliches auf staatlicher Ebene hinter der Sache stecken könnte?“

„Ja.“

Kjell entdeckte Sofis Bericht auf der Tischplatte. Darin hatte er den Begriff ‚Bellum privatum‘ gelb angestrichen. „Meiner Erfahrung nach, Brynolf, haben wir es mit einer persönlichen Angelegenheit Maeros zu tun. Zumindest, was den Besuch Fabias in Stockholm angeht und ebenso die Vorkommnisse bei der Botschaft. Das nehme ich bei Fabias Tod ebenfalls an. Selbst wenn Maero sich nur in der Bibliothek mit ihr treffen wollte und mit ihrem Tod nichts zu tun hat, verbirgt sich die Lösung eher in Italien als hier in Stockholm. Vielleicht war es Fabia, die in etwas verstrickt ist. Der offizielle Charakter kommt nur zustande, weil beide Diplomaten sind. Das kann auch einfach Zufall sein.“

Brynolf nickte unzufrieden.

„Auch wenn dieser Zufall sich kompliziert ereignet, so ist doch jeder Mord am Ende banal“, fügte Kjell hinzu. „Es gibt bei jeder Ermittlung den Punkt, wo man in der Fassade einen Riss entdeckt. Da muss man Geduld haben und weitermachen.



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