026 - Der Archipel in Flammen by Jules Verne

026 - Der Archipel in Flammen by Jules Verne

Autor:Jules Verne [Verne, Jules]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-09-25T04:00:00+00:00


Neuntes Kapitel

Der Archipel in Flammen

Die Insel Scio – seit jener Zeit übrigens allgemein Chio genannt – liegt im ägäischen Meer, westlich vom Golf von Smyrna und nahe der Küste Kleinasiens. Mit Lesbos und Samos im Süden gehört sie zu den, im Osten des Archipels gelegenen Sporaden. Ihr Umfang beträgt volle vierzig Lieues. Der Berg Pelineus, jetzt der Elias-Berg, der sie beherrscht, ragt bis zu einer Höhe von zweitausendfünfhundert Fuß über die Meeresfläche empor.

Von den bedeutenden Städten, welche sich auf der Insel vorfinden, wie Volysso, Pitys, Delphinium, Leuconia, Kaukasia, ist doch ihre Hauptstadt Scio die entschieden wichtigste. Hier hatte der Oberst Fabvier am 30. Oktober 1827 ein kleines Expeditionscorps gelandet, dessen Stärke sich auf siebenhundert reguläre Truppen, zweihundert Reiter und eintausendfünfhundert Irreguläre, die von den Scioten besoldet wurden, belief, und welches zehn Haubitzen und sechs Kanonen mit sich führte.

Die Intervention der europäischen Mächte hatte auch nach der Schlacht bei Navarin die griechische Frage ihrer endgültigen Lösung noch nicht zugeführt. England, Frankreich, Rußland wollten dem neuen Königreich nur die Grenzen zugestehen, welche der Aufstand selbst noch niemals überschritten hatte. Diese Beschränkung sagte aber der hellenischen Landesregierung keineswegs zu. Diese beanspruchte außer dem ganzen festländischen Griechenland auch die Inseln Kreta und Scio als notwendige Bestandteile ihrer Autonomie. Und so wie Miaulis Kreta als Angriffsobjekt und Ducas das Festland als solches wählte, landete Fabvier in Maurolimena, auf der Insel Scio, an oben genanntem Tage.

Man begreift recht wohl, daß die Hellenen den Türken diese schöne Insel, das herrlichste Juwel der Kette der Sporaden, zu entreißen wünschten. Ihr Himmel – wohl der reinste von ganz Kleinasien – verleiht ihr ein wundervolles Klima, ohne übermäßige Hitze und ohne zu strenge Kälte. Hier erfrischt fast stets eine mäßige Brise die Luft und macht die Insel zu einer der gesündesten des ganzen Archipels. In einem Lobgesang, den man Homer zuschreibt – welchen Scio übrigens als Landeskind betrachtet – nennt der Dichter sie »sehr fett«. Gegen Westen hin erzeugt sie den köstlichsten Wein, der mit den besten Gewächsen des Altertums wetteifert, und einen Honig, der getrost mit dem des Hymettos in die Schranken treten kann. An der Ostseite reift sie Orangen und Zitronen, deren vorzüglicher Ruf bis nach dem Westen Europas reicht. Nach Süden hin ist sie bedeckt mit verschiedenen Mastixarten, welche das kostbare Harz Mastix liefern, das in der Malerei wie in der Arzneikunst so vielfache Verwendung findet. Endlich gedeihen in dieser von Gott gesegneten Gegend Feigen-, Dattel-, Mandel-, Granat- und Ölbäume außer den schönsten Baumarten der gemäßigten Zone Europas.

Diese Insel also wollte die Nationalregierung mit dem neuen Königreich verbunden wissen, und deshalb hatte es der mutige Fabvier, trotz der vielen Kränkungen, die er von denen erfahren, für welche er sein Blut zu opfern bereit war, unternommen, dieselbe zu erobern.

Während der letzten Monate dieses Jahres hatten die Türken übrigens nie aufgehört, auf der ganzen hellenischen Halbinsel zu morden und zu rauben, und das noch zwei Tage vorher, ehe Capo d’Istria in Nauplia landete.

Die Ankunft dieses Diplomaten sollte den inneren Streitigkeiten der Griechen ein Ende machen und die Regierungsgewalt in einer einzigen Hand vereinigen.



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