02 - ein Kind Afrikas by Ilona Maria Hilliges

02 - ein Kind Afrikas by Ilona Maria Hilliges

Autor:Ilona Maria Hilliges
Die sprache: eng
Format: epub


Wilkening band die Schleife an ihrem Verband zu. «In unserem Alter sollte man sich gut überlegen, mit wem man sich auf ewig zerkriegt», antwortete er.

«Er hat sich nicht mal von Hanns verabschiedet!»

«Aber von dir, das ist doch schon mal etwas.»

«Wie wird man so abgeklärt, baba?»

«Die Seelenlage alter Männer bringt einer jungen Frau keinen wahren Erkenntnisgewinn. Lass uns lieber mit dem Impfen beginnen. Es wird Tage in Anspruch nehmen.»

Der Aufbewahrungsraum für alle Medikamente befand sich am Ende des langen Gebäudes. Amelie nutzte den Weg, um bei Ndrema vorbeizuschauen. Seit Amelies Abreise nach Tanga hatte Wilkening sich um die Operierte gekümmert. Klein und verhärmt saß sie in dem winzigen Krankenzimmer auf einer Matte aus geflochtenen Blättern, den Kopf kahl geschoren wie eine Büßerin.

Ndrema löste das verschlissene Tuch um ihren Leib. Die vom Tumor überweit gedehnte Haut hing faltig, der Leib darunter war eingefallen.

«Ich bekomme keine Kinder mehr. Du hast mich getötet.»

Schon oft hatte Amelie Patienten so sprechen hören. Wo ihr die Patienten der Charité nach einer solchen Operation gedankt hätten und froh gewesen waren für die Chance, ihr Leben noch einmal beginnen zu dürfen, sprachen Afrikaner wie Ndrema vom Tod. Für sie zählte nicht das Leben, das nun

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folgte, sondern die Vergangenheit. Die Zeit, in der sie gesund gewesen waren. Der Schritt dazwischen, die Krankheit, war wie ausgelöscht. Es machte wenig Sinn, in solch einem Moment zu widersprechen.

Amelie besah sich die bestens verheilte Operationsnarbe. Während der Operation hatte Amelie zahlreiche Bauchmuskeln durchtrennen müssen; körperlich anstrengende Arbeiten waren Ndrema nicht mehr zuzumuten.

Doch sie konnte im Krankenhaus den Boden fegen, darauf achten, dass keine Tiere hineinliefen oder mit offenem Feuer gekocht wurde. Amelie erklärte Ndrema genau, was sie zu tun hatte.

«Ich bin schwach. Wie kann ich noch arbeiten?»

Darum ging es Amelie nicht. Die junge Frau brauchte wieder eine Aufgabe und sei sie auch noch so anspruchslos. Das konnte sie Ndrema nicht erklären.

«Dein Sohn kann dir helfen, er ist gesund und stark. Heute Abend fängst du an.»

Es war der Ton einer Herrin. Hatte sie Hermine nicht genau dazu geraten, als ihre Freundin am Eigensinn ihrer schwarzen «Perle»



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