004 - Dunkelschnee by Samuel Bjørk

Autor:Samuel Bjørk [Bjørk, Samuel]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2022-07-17T22:00:00+00:00

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Mia Krüger trat einige Schritt zurück und schaute fast ein wenig stolz die neue Wand an, die sie hergerichtet hatte. Es war nur Chaos gewesen da unten in dem kleinen Büro. Das hier kam ihr viel besser vor. Eine ganz andere Übersicht. Sie lief lächelnd über den alten Holzboden bis in die Küche und mit dem frisch aufgebrühten Kaffee zurück ins Wohnzimmer. Die Wohnung war riesengroß, und es gab mehrere Wohnzimmer, aber sie hatte beschlossen, vorsichtig anzufangen. Erst zwei Zimmer einzuwohnen. An diesem Abend hatte sie drei Touren gemacht, mit der Straßenbahn hoch nach Torshov und hinab zum Nationaltheater, und sie hatte festgestellt, dass sie eigentlich gar nicht viel besaß. Das alte Zimmer war fast schon leer, der Rest konnte dortbleiben, ihr war das egal, irgendwer würde den Kram schon haben wollen. Als sie das letzte Mal durch die Tür gegangen war, hatte sie begriffen: Großer Gott, was hatte sie diese enge kleine Wohngemeinschaft satt, oh, verdammt, wie wunderbar, jetzt in diese fantastische Wohnung gehen zu können. Ihre Wohnung? Nein, sie konnte das fast nicht glauben. Sie würde mit der Großmutter reden müssen. So ging das doch nicht. So etwas Fantastisches anzunehmen. Vielleicht könnte sie die Wohnung mieten. Dafür bezahlen. Sie hatte doch jetzt Geld. Das erste Gehalt war bereits auf ihrem Konto eingetroffen, als Vorschuss. Es war natürlich bitter, die Sache mit der Kaution, die sie für das alte Zimmer bezahlt hatte und die sie vermutlich nicht zurückbekommen würde, aber egal. Das spielte jetzt keine Rolle mehr. Einige Möbel hatte die Großmutter hier stehen gehabt, ehrwürdige Sessel und mit weißen Laken verhüllte Tische, aber sie hatte alles in ein Zimmer geschoben und die Tür geschlossen. Jetzt war dieser Raum hier ganz leer. Fantastisch eigentlich. Nichts konnte sie stören. Sie hatte sich das Schlafzimmer mit Gartenblick ausgesucht. Ein großes Bett mitten im Raum, auch dort nichts Störendes. Zwei große Zimmer und diese prachtvolle Küche. Das musste reichen. Es kam jetzt auf das an, was um sie herum an den Wänden hing. Das Leben hatte Zeit bis später, konnte warten. Jetzt setzte sie sich barfuß mitten ins Zimmer und legte das Handy vor sich. Sie hatte ihm eine SMS geschickt, aber er hatte nicht geantwortet. Sie hatte gelächelt, als die SMS abgegangen war. Ich bin so weit. Genau so kam es ihr vor. Dass sie wach war. Präsent. Dass sie lange nicht mehr so konzentriert gewesen war. Mit allen Sinnen in Bereitschaft. Wie eine Jägerin vor der Beute. Sie hatte fast nicht schlafen können, hatte nur in dem großen weißen Bett gelegen und auf das Licht gewartet, darauf, dass der Tag anfing. Natürlich hatte sie ein schlechtes Gewissen, weil sie nicht unterwegs gewesen war und gesucht hatte. Aber sie war doch so oft dort draußen gewesen, oder nicht? Hatte überall Handzettel verteilt? Wenn Sigrid in der Stadt war, musste sie jetzt mitgekriegt haben, dass Mia nach ihr suchte. Die Stadt war doch nicht so groß, jedenfalls nicht in der Junkieszene. Sie kannte schon fast alle, oder nicht? Verdammt, Sigrid.

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