001 - Das Sanatorium by Sarah Pearse

Autor:Sarah Pearse [Pearse, Sarah]
Die sprache: deu
Format: epub
Tags: Thriller/Krimi
Herausgeber: Goldmann Verlag
veröffentlicht: 2023-01-31T23:00:00+00:00

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D a gibt es etwas«, sagt Lucas schließlich. Er greift nach unten und öffnet die Schublade seines Schreibtischs. Er holt ein Stück Papier hervor und schiebt es ihr zu. »Seit einigen Monaten bekomme ich die hier.«

»Il faut bonne mémoire après qu’on a menti. Wer lügt, sollte ein gutes Gedächtnis haben«, übersetzt Lucas. »Zunächst habe ich es nicht weiter beachtet, aber nun, nachdem, was geschehen ist …«

»Wissen Sie, worauf sich das bezieht?« Elin inspiziert sorgfältig den Zettel. Die gedruckten Worte sind in einer großen Schrift verfasst und bedecken fast den ganzen Zettel.

Das ist eine Drohung. Anders kann man es nicht lesen.

»Ich nahm an, dass es mit dem Hotel zu tun hatte. Wir erhielten vor Baubeginn Unmengen von Beschwerden. Zuerst von Einheimischen, später auch von Umweltschutzgruppen. Es fing klein an, explodierte dann jedoch online. Wir bekamen es zusehends mit größeren Gruppierungen zu tun. Nicht nur Schweizer, sondern auch Franzosen.«

»Demonstranten, die man extra dafür angestiftet hat?«

»So was in der Art. Es fing an, persönlich zu werden.« Er senkt den Blick auf seine Hände. »Geradezu rachsüchtig. Es schien um mehr zu gehen als nur das Hotel. Ein willkommener Anlass, um zu hassen und Unruhe zu stiften.«

»Und die anderen?«, hakt Elin nach, während sie immer noch den Zettel begutachtet.

Die Buchstaben sind nicht besonders klar umrissen, was eher auf einen Tintenstrahldrucker als auf einen Laserdrucker schließen lässt. Das bedeutet, dass es mit ziemlicher Sicherheit über einen einfachen Drucker zu Hause ausgedruckt wurde, was wiederum heißt, dass die Wahrscheinlichkeit herauszubekommen, wer die Botschaft geschickt hat, minimal ist. Das hier wird auf die Polizei warten müssen.

»Ich habe nur dieses Papierstück, tut mir leid.« Er greift erneut in die Schublade und schiebt ihr ein weiteres Blatt zu. »Es gab noch eine Botschaft, die erste, aber die habe ich weggeworfen. Dachte, es handle sich um eine einmalige Sache. Irgendwas von wegen Rache – wie gehabt also. Aber ich habe mir ihren Inhalt notiert.«

Elin betrachtet das Papier. »Chassez le naturel, il revient au galop.«

Dieses Mal kommt die Übersetzung von Cécile. »Verjage, was natürlich ist, und es kehrt im Galopp wieder.«

»Und was soll das bedeuten?«

Lucas streicht sich über den Hinterkopf. »Ich denke, im übertragenen Sinn könnte man auch sagen: Niemand kann aus seiner Haut heraus.«

Sie nickt. »Wie haben Sie die Botschaften erhalten?«

»Sie wurden per Post direkt an mich geschickt.« Hinter ihm prasselt der Schnee derart heftig gegen das Fenster, dass sich alle umdrehen.

»Und von den Demonstranten abgesehen, fällt Ihnen niemand ein, der sie geschickt haben könnte?«

»Nein.« Lucas schaut aufrichtig verwirrt drein. Er deutet auf die Zettel. »Glauben Sie, das hier könnte zusammenhängen mit dem, was passiert ist?«

»Es ist zu früh, um das zu sagen.« Elin selbst ist sich darüber auch nicht im Klaren. Sollte es eine Verbindung geben – worin bestand sie? Was könnte Adeles Tod mit dem hier zu tun haben?

»Macht es Ihnen was aus, wenn ich die an mich nehme?«

Er schüttelt den Kopf, wobei sein Haar sich hinter dem Ohr löst und kurz sein Gesicht verbirgt.

Elin verstaut die Nachrichten sorgfältig in ihrer Tasche, bevor sie sich erhebt. »Da wäre noch eine letzte Sache.

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