...dann kam der Gott des Windes (German Edition) by Paul Yves Mossin

...dann kam der Gott des Windes (German Edition) by Paul Yves Mossin

Autor:Paul Yves Mossin [Mossin, Paul Yves]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2014-10-03T00:00:00+00:00


3

Ein letztes Mal öffnete der Gott des Windes seinen Köcher, der sein Diebesgut verbarg und sah nach der Duftenden. Er hatte dem immergrünen Baum der Liebe auf dem Berge Meru heimlich eine Blüte entnommen, die durch ihren Stengel noch fest mit dem Ast verbunden war, eine gefallene wäre für sein Vorhaben nutzlos gewesen. Mit blitzschneller frevlerischer Handbewegung hatte er sie gebrochen und von seinen lebhaften Winden in den Köcher wehen lassen. Doch der Blütenzweig wippte sehr lange nach! So lange, daß der göttliche Dieb sich schon ertappt glaubte und geistesgegenwärtig kräftige Winde durch den Baum jagte, um alle Äste schaukeln zu lassen. Zufrieden stellte der Listige nun auf der Bank am Inya-See ein ums andere Mal fest, daß das Herz der Blüte noch lebte und kraftvoll schlug. Bei jeder Öffnung entströmte dem Köcher ein verräterisch betörender Duft, so daß er ihn blitzschnell verschloß. Ein siegesgewisses Lächeln huschte über das erhabene Antlitz des Gottes, das auszudrücken schien: das Herz der himmlische Blüte vom Baum der Liebe schlägt nur für dich! Es wartet auf dich, mein leidgeprüftes schönes irdisches Mädchen! Nun wird alles gut! Lange schon hatte er Weiß-wie-Schnee's Gestalt wahrgenommen. Wieder ist sie in Begleitung dieser herben Altersschönheit, dieser fallenden Pfirsischblüte! stellte er unmutig fest. Aha! Jetzt bleibt sie zurück! Sehr klug! Sofort sandte er ihr einen seiner kühlenden drehenden Winde, denn inzwischen war es heiß geworden. Sofort ließ sich die Tanzlehrerin im Schatten einer jungen Palme am Wegesrand nieder und genoß die aufbrisende Kühle. Die Hitze setzte ihr an diesem Tag sehr zu, so daß sie dem forschen Schritt ihrer Schülerin nicht länger folgen konnte.

Eine ungewöhnliche Gestalt, fern, am Ende des Weges, hatte Weiß-wie-Schnee’s Schritte beschleunigt. Sie saß alleine auf der hintersten Bank am Promenadenweg, der an diesem Tag kaum begangen wurde. Ein Schimmer ging von ihr aus, als sei sie dem Schein der Morgenröte entstiegen, der wie hauchfeines Gold auf Perlmut glänzte. Nie hab‘ ich ein solches Wesen erblickt! dachte die neugierig erwartungsvoll Voranschreitende und näherte sich zügig der wundersamen Erscheinung. Da begann Musik ihre Schritte zu begleiten und zu beschleunigen, deren Melodie einer zärtlichen Berührung glich. Die Töne kamen von überall her, erfüllten den weiten Raum um sie herum, klangen sogar aus der Tiefe herauf, aus dem Schilf. Das ist doch unmöglich, das muß eine Täuschung sein! wunderte sich das gebannte Mädchen. Es war keine Täuschung, es waren die Streicheleinheiten der göttlichen Äolsharfen, die der Gott des Windes für ihre gequälte Seele aufgestellt hatte. Konzertierend strichen seine Winde darüber hinweg und erzeugten himmlische Harmonien, die mit dem Zauber des nie Gehörten all ihre Wunden mit heilsamem Balsam überstrichen. Da nahmen ihre bereits entrückten Augen eine unerwartete Bewegung wahr. Sie erschrak! Das fremde Wesen hatte sich erhoben, wirkte nun übermenschlich groß und kam federleichten Schrittes auf sie zu. Atemlos blieb sie stehen, ihr Körper bebte und der Blick war starr auf die Erscheinung gerichtet. Sie sah, was kein menschliches Auge je gesehen hatte: Jugend von absolut überwältigender Schönheit und nie gesehenem Ebenmaß! Kein irdischer Schatten dämpfte den Schimmer dieses



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