»Ich liebte eine Bestie« by Stephan Harbort

Autor:Stephan Harbort [Stephan Harbort]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 978-3-8437-0035-1
Herausgeber: Ullstein Buchverlage GmbH
veröffentlicht: 2015-10-15T16:00:00+00:00

KAPITEL 4

Die Hand im Feuer

„Das Leben ist das höchste Gut, die Freiheit das zweithöchste.

Ich habe mich für die Freiheit entschieden.“

„Schon bald offenbarte er mir seine sexuellen Neigungen.

Er stand auf Sadomaso-Sex. Ich wurde seine Herrin.

Wir schlossen einen Sklavenvertrag.

Erstes Gebot: Er gehört mir mit Haut und Haaren,

mit allen Rechten und Pflichten.

Ich habe immer alles zu bestimmen.“

Mittwoch, 27. Juli 1983, irgendwann in den frühen Morgenstunden.

Monika Glaser steht an der Bushaltestelle auf der Geilenkirchener Straße in Herzogenrath-Merkstein, einem kleinen Ort in der Nähe von Aachen. Die 18-Jährige kommt von ihrem Freund und muss nach Hause. Monika ist arbeitslos und will sich das Taxigeld sparen, der Bus fährt um diese Zeit nicht mehr. Wie viele Teenager in dieser Zeit will sie trampen. Als sie schon aufgeben will, hält ein grauer Ford Capri neben ihr. Ein Mann fragt, ob er sie mitnehmen soll. Er soll, und Monika steigt ein.

Der Mann fährt zunächst in Richtung Herzogenrath, wunschgemäß. Dann weiter nach Alsdorf. Nicht mehr wunschgemäß. In der Nähe eines Feldweges stoppt der Wagen. Der Mann wird zudringlich, befummelt die junge Frau. Monika wehrt sich, stößt den Kerl zurück. Der große und korpulente Mann gibt aber nicht auf und fesselt Monika mit Handschellen auf dem Rücken. Dann stopft er ihr ein Taschentuch mit eingesticktem „E“ tief in den Mund. Sie soll ruhig sein.

Monika ahnt, was nun folgen soll. Sie wehrt sich vehement, kann den Knebel wieder ausspucken, schreit: „Ich zeig dich an!“ Der Mann lässt sich davon nicht beeindrucken und reißt ihr die Hose herunter. Monika dreht sich von ihm weg und tritt mehrmals so heftig gegen die Windschutzscheibe, dass sie zersplittert. Angst. Panik. Der Mann will Monika vergewaltigen. Doch es will nicht gelingen. „Lass los, hau ab, du Schwein, ich zeig dich an!“ Monika lässt sich nichts gefallen – nicht von diesem Typen. Der Mann befürchtet nun, von Monika tatsächlich angezeigt zu werden. Damit Monika das nicht tun kann, wickelt er ihr einen Nylonstrumpf um den Hals und zieht zu. Monikas Todeskampf beginnt. Minutenlanges Strampeln, Zucken, Röcheln, immer leiser werdend. Irgendwann atmet Monika nicht mehr. Sie ist tot.

Der Mann fährt mit dem Leichnam noch einige Stunden durch die Nacht, nicht genau wissend, was jetzt am besten zu tun ist. An einem Waldstück bei Alsdorf zerrt er den toten Körper schließlich in einen Hohlweg und lässt ihn achtlos liegen, als hätte er gerade Müll abgeladen. Dann macht er sich aus dem Staub.

Zwei Tage später wird das Verbrechen aufgedeckt, als sich ein Bauer, nachdem er von einem Trinkjoghurt Bauchschmerzen und Brechreiz bekommen hat, in die Büsche schlägt. In etwa fünf Metern Entfernung sieht er etwas liegen, das wie ein Mensch aussieht, nein, wie eine Frau. Die Leiche liegt auf dem Bauch, langgestreckt, den Kopf leicht nach rechts gedreht, beide Arme hinter dem Rücken, die Hände dicht beieinander am Gesäß. Das Blouson und der BH sind über die Brüste nach oben geschoben, die Unterhose ist bis auf Kniehöhe heruntergezogen.

Wenig später wird die Leiche als Monika Glaser identifiziert. Die Mordkommission des Aachener Polizeipräsidiums nimmt die Ermittlungen auf und tut alles, um den Täter zu fassen.

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